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17.12.2019 | Business-Kombis | Fahrbericht + Test | Online-Artikel

Volvo V60 D4 AWD R-Design im Fahrbericht

verfasst von: Patrick Schäfer

6 Min. Lesedauer

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Ein gefälliges Design innen wie außen, viel Platz im Innenraum, zahlreiche Sicherheitssysteme, Allradantrieb und Oberklasse-Flair: Der Volvo V60 D4 AWD R-Design im Test.

Der Volvo V60 ist in der zweiten Generation ordentlich gewachsen: Der Kombi streckt sich nun auf 4.761 Millimeter in der Länge, ist 1.850 Millimeter breit und 1.427 Millimeter hoch. Er ist 126 Millimeter länger geworden, der Radstand vergrößert sich um 96 Millimeter auf 2.872 Millimeter und auch die Breite ist um 25 Millimeter gewachsen. Allein das Dach senkt sich um 57 Millimeter. Dagegen wächst auch das Kofferraumvolumen, ein Hauptkritikpunkt beim V60 der ersten Generation, auf nun 529 bis maximal 1.441 Liter. 

Das Design des 2018 vorgestellten Mittelklasse-Kombis folgt der bereits vor Jahren eingeschlagenen Linie: Bis auf Details haben die Schweden einen verkleinerten V90 auf die Räder gestellt, schließlich nutzt der V60 auch die verkürzte SPA-Plattform (Scalable Product Architecture). Die getestete R-Design-Version sieht zudem etwas sportlicher aus. 

Auch im Interieur findet sich das inzwischen bekannte und oft gelobte Design. Die Sitzposition vorne auf den wie immer sehr guten Sitzen wirkt durch das hochaufragende Armaturenbrett tief, durch die wuchtige Mittelkonsole aber auch etwas beengt. Die Verarbeitung des hochwertigen Innenraums ist hervorragend, nicht gefallen haben jedoch die billig wirkenden, unverkleideten Kunststoffstreben im Bereich der Mittelkonsole. Hinten bietet der V60 nun deutlich mehr Kniefreiheit als zuvor, dafür stört der breite Kardantunnel, sodass der Mittelplatz eigentlich nur auf Kurzstrecken nutzbar ist.

Antriebstechnik + Fahrwerk

Noch im Vorgängermodell wurden die Fünfzylinder-Dieselmotoren abgelöst von einem modernen 2,0-l-Vierzylinder. Mit zweifacher Aufladung leistet er im Volvo V60 D4 140 Kilowatt (190 PS) und bietet ein maximales Drehmoment von 400 Newtonmetern zwischen 1.750 und 2.500 Umdrehungen pro Minute. Damit ist der mindestens 1,9 Tonnen schwere Kombi trotz eines spürbaren Turbolochs ganz gut motorisiert. Nur 7,6 Sekunden gibt Volvo für den Sprint von null auf 100 km/h an. Das NVH-Verhalten unter Last überzeugt jedoch nicht: Konnten die Fünfzylinder wenigstens einen einzigartigen Sound vorweisen, stört das laute Brummen im aktuellen Modell. Erst bei gleichmäßiger Fahrt sind die Motorengeräusche gut gedämmt, durch die optionale Akustikverglasung wird es im Innenraum auf der Autobahn dann sehr angenehm ruhig. 

Das Geartronic genannte Achtgang-Automatikgetriebe harmoniert gut mit dem Motor und schaltet schnell und kaum merklich. Die elektronische Lenkung ist nicht besonders sportlich ausgelegt. Der mit Allradantrieb ausgestattete V60 bietet aber auch in schnelleren Kurven ein sicheres Fahrgefühl. Das relativ straff abgestimmte Sportfahrwerk (Serie bei R-Design) mit Doppelquerlenkern an der Vorderachse und Integralachse mit Querblattfedern an der Hinterachse zeigt sich beim Fahrkomfort im Vergleich zum Vorgänger verbessert. Beim Testwagen stören jedoch die optionalen, 20 Zoll großen Räder mit ihrem poltrigen Abrollverhalten zuweilen den eigentlich guten Gesamteindruck auf dem Asphalt. Insgesamt stehen drei Fahrmodi Eco, Normal und Sport zur Verfügung, die sich aber in der Praxis zu wenig unterscheiden. 

Assistenzsysteme

Im Bereich Fahrerassistenzsysteme kann der Volvo traditionell punkten, auch wenn einige der zahlreichen Assistenten nur optional verfügbar sind. Das betrifft zum Beispiel den im "IntelliSafe Pro-Paket" enthaltenen "Pilot Assist". Dieser unterstützt bei Längs- und Querführung bis zu einer Geschwindigkeit von 140 km/h. Das sehr dominant ausgelegte und System übernimmt prinzipiell die Fahraufgabe, es müssen nur die Hände am Lenkrad bleiben. Auf Autobahn-Langstrecken kann das entspannend sein, andererseits kann die starke Mitten-Zentrierung des Systems den einen oder anderen Fahrer stören. Kleines Manko: Bewegen sich die Parameter in einen Bereich, in denen der Assistent nicht mehr zuverlässig agieren kann (Beispiel: Plötzlich fehlende Fahrbahnmarkierungen), schaltet er sich nahezu ohne jeden Hinweis ab. Lediglich ein kleines, grünes Lenkradsymbol im Display und HUD wird grau. Ein akustischer Hinweis oder eine Vibration im Lenkrad wäre sinnvoll. Man kann das System auch ignorieren und nur den adaptiven Tempomaten nutzen, der seine Sache sehr gut macht, abgesehen von der Tatsache, dass er im Vergleich zum Vorgänger teilweise harsch regelt. 

Bedienung + Konnektivität

Auch wenn das Interieur mit zwei großen Bildschirmen sehr modern wirkt, ist die Bedienung mitunter komplex. Das Infotainmentsystem "Volvo Sensus Connect" reduziert Knöpfe und Schalter, stattdessen kann der neun Zoll große Touchscreen wie ein Tablet bedient werden. Die Ablenkungsgefahr ist allerdings groß, denn die Symbole sind teilweise zu klein, sodass oft wiederholt gewischt, gescrollt und getippt werden muss. Die manchmal komplexe Menüführung erfordert zusätzliche Konzentration. Einige thematisch verwandte Einstellungsfunktionen sind leider in vollkommen unterschiedlichen Bereichen des Systems zu finden. Die Eingabe eines Navigationsziels per Hand sollte nicht während der Fahrt erfolgen. Die Option der Spracheingabe ist eine Alternative, sofern man sich mit den Befehlssyntaxen beschäftigt hat und sehr klar und deutlich spricht. Natürliche Sprache mit Abweichungen erkennt das System noch nicht zuverlässig und auch leicht kompliziertere Ortsnamen abseits der Großstädte bereiteten im Test Probleme. Auch die Lenkradtasten verwirren einerseits mit ihrer nicht klaren Grafik (Pfeile in Richtungen statt bekannte Symbole für Lautstärkeregelung), andererseits mit einer kaum unterscheidbaren Haptik, da der vormalige Wipphebel beziehungsweise die Drehwalze nicht mehr vorhanden sind. Für die 12,3 Zoll große digitale Instrumentierung im Cockpit sind vier verschiedene Einstellungen vorhanden.

Die optionalen Voll-LED-Scheinwerfer mit Active High Beam konnten mit ihrer etwas fleckigen Ausleuchtung an den Rändern nicht ganz überzeugen, die automatische Fernlicht-Steuerung ist gewöhnungsbedürftig: Das Ausblenden von einzelnen Bereichen erfolgt im Gegensatz zu Matrix-LED-Scheinwerfern durch Drehjustierung und einfaches Ein- und Ausblenden des jeweiligen Fernlichtstrahls links und rechts. Somit schwenken zwei Lichtstahlen im Sichtfeld ständig hin und her, sobald sich andere Verkehrsteilnehmer vor dem Fahrzeug bewegen. Die Aktivierung des intelligenten Fernlichts ist jetzt ungünstig über einen Drehregler am Blinkerhebel angebracht und führt manchmal zum ungewollten Auslösen des Blinkers. 

Kosten + Nutzen

Der Basispreis für den Volvo V60 D4 AWD R-Design liegt bei 53.800 Euro, der Testwagenpreis inklusive aller Extras beträgt jedoch 72.380 Euro. Die teuersten der fast 20 Optionen waren unter anderem das Xenium-Paket mit Head-up-Display, 4-Zonen-Klimaautomatik sowie Panorama-Schiebedach für 2.550 Euro, das Infotainmentsystem Sensus Connect mit dem Soundsystem von Bowers & Wilkins (2.460 Euro) oder das IntelliSafe Pro-Paket für 1.750 Euro. Auch das Winter-Paket mit angenehmer Lenkradheizung sowie Sitzheizung hinten und Standheizung schlägt mit 1.500 Euro zu Buche, die adaptiven LED-Scheinwerfer mit LED-Nebelscheinwerfern kosten 1.100 Euro, das Media & Soundpaket liegt bei 1.000 Euro.

Beim Verbrauch ist der schwere D4 je nach Fahrsituation akzeptabel unterwegs. Auf der Langstrecke verbraucht er realistisch zwischen 6,5 und sieben Litern – muss aber über Land beispielsweise in den Mittelgebirgen öfter mehr Leistung gefordert werden, steigt der Durchschnitt auch mal auf gute acht Liter Diesel und mehr - jeweils im Comfort-Modus. 

Kritik + Fazit Volvo V60

Die zweite Generation bietet mehr Platz und Komfort, einen edlen Innenraum, moderne Connectivity-Lösungen und zahlreiche Assistenzsysteme. "Premium-Sportkombi" nennt Volvo seinen V60 treffend. Für den top ausgestatteten Testwagen trifft das zu, allerdings treiben die vielen Extras den Preis in die Höhe. In den Bereichen Verarbeitung und Fahrerassistenzsysteme ist er absolut auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. In Sachen Infotainment gibt sich der Volvo innovativ, die Bedienung ist jedoch komplex. Beim Fahrverhalten ist der schwere und komfortable Volvo nicht ganz so ausgewogen wie eine C-Klasse und besitzt nicht die dynamischen Fähigkeiten eines BMW 3er. Kritik gibt es vor allem für den unter Last lauten Motor und die im Comfort-Modus indirekte Lenkung. Alles in allem überzeugt der Schwede aber als elegante Alternative im Premium-Segment.

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