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28.08.2020 | Ladeinfrastruktur | Schwerpunkt | Online-Artikel

Ladeinfrastruktur mitentscheidend für Elektromobilität

verfasst von: Christoph Berger, Dieter Beste

3:30 Min. Lesedauer

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Soll die E-Mobilität gelingen, braucht es eine vernünftige und ausreichend ausgebaute Ladeinfrastruktur. Diese muss allerdings sorgfältig geplant werden und im Sinn der Nutzer funktionieren. 

"Durch die Umsetzung der nationalen Energie- und Klimapläne der Mitgliedstaaten der europäischen Union wird in den kommenden zehn Jahren die Elektromobilität einen erheblichen Aufschwung in ihren Bestandszahlen erfahren", scheibt Dominik Fasthuber im Artikel Integration der Ladeinfrastruktur in das elektrische Energiesystem aus der e & i Elektrotechnik und Informationstechnik 4-5/2020. Daraus folgt, so Fasthuber, dass eine flächendeckende Infrastruktur für die Bereitstellung von elektrischer Energie für die Elektrofahrzeuge zu errichten sein wird.

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Integration der Ladeinfrastruktur in das elektrische Energiesystem

Der stetige Zuwachs von Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität stellt die Verteilnetzbetreiber vor neue Herausforderungen. Vor allem im Zusammenspiel mit leistungsstarken Verbrauchern und Erzeugern (Wärmepumpen, Photovoltaik etc.) kann es zu erheblichen Mehrbelastungen im Netz kommen, welche dieses an dessen Betriebsgrenzen führen kann.

Doch wie sollte die Ladeinfrastruktur strategisch konzipiert und aufgebaut sein? Wissenschaftler des Öko-Instituts etwa kommen in einer Studie zu zwei Elektromobilitätsprojekten des südhessischen Energieversorgers Entega in Darmstadt zu dem Ergebnis, dass der Standort einer E-Ladesäule entscheidend dafür ist, wie häufig die Ladeinfrastruktur genutzt wird. Je attraktiver der Ort – auch für Zwischenladungen – desto höher die Auslastung, lautet ihr Fazit. Man habe nachgewiesen, dass die Existenz möglichst mehrerer für das Zwischenladen geeigneter Wegeziele in Fußentfernung die Nutzung von Ladepunkten signifikant erhöht, heißt es in der Studie. Dazu gehören Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, eine ÖPNV-Haltestelle, Bildungseinrichtungen, der Arbeitsplatz oder die Gemeindeverwaltung.

Nicht für die Zukunft bereit

Die Rolle einzelner Stakeholder bei der Errichtung der Ladeinfrastruktur untersucht das von der Agora Verkehrswende erstellten Diskussionspapier "Weiter denken, schneller laden". Darin fordern die Autoren einen verstärkten Aufbau und die Verteilung von Ladesäulen – es sind aber auch induktive Technologien im Gespräch – durch Städte und Gemeinden. Ohne die aktive kommunale Gestaltung werde der weitere Aufbau der Ladeinfrastruktur nicht nur zu teuer, sondern falle "mit hoher Wahrscheinlichkeit" auch nicht bedarfsgerecht aus, schreiben sie weiter. 

Und nicht nur das: Kommunale Steuerung sei auch aufgrund stadtplanerischer Gesichtspunkte unabdingbar – ansonsten werde zu viel öffentlicher Raum beansprucht. Derzeit werde der Aufbau von öffentlicher und öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur von vielen Städten allerdings noch ausschließlich aufgrund des Bedarfs geplant, monieren die Verkehrsexperten. Dies sei angesichts des zu erwartenden rapiden Hochlaufs der Elektromobilität aber nicht mehr ausreichend. Um auch für die Zukunft gewappnet zu sein, empfehlen sie einen intelligenten Mix unterschiedlicher Ladeformen: Besonders vorteilhaft seien eine Kombination von Ladepunkten zu Hause beziehungsweise am Arbeitsplatz mit einer überschaubaren Zahl öffentlicher Schnellladehubs. 

Circa 85 Prozent der Ladevorgänge werden durch private Ladeinfrastruktur vollzogen, worunter das private Laden zu Hause, aber auch das gewerbliche Laden auf dem Firmengelände fallen", heißt es dazu im Kapitel Aktueller Stand der Elektromobilität des Springer-Fachbuchs Elektromobilität und die Rolle der Energiewirtschaft

Und im gleichen Buch, jedoch im Kapitel Preisgestaltung und Abrechnung an der Ladesäule wird zu Schnellladehubs erläutert, dass diese als eine höherwertigere Dienstleistung anzusehen sind, allerdings verbunden mit zusätzlichen Investitionskosten.

Wettbewerbsprobleme schon in früher Marktphase

Hinsichtlich des Ladens zu Hause, gab es lange Zeit planerische Unsicherheiten. Diese werden nun zum Teil vom Gesetzgeber ausgeräumt. Durch eine Novellierung des Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetzes soll es einzelnen Wohnungseigentümern in Mehrfamilienhäusern künftig möglich sein, auch entgegen einer Mehrheit in der Eigentümergemeinschaft eine Ladestation zu installieren. Anpassungsbedarf besteht laut ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie allerdings noch beim Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz. Das sollte dahingehend angepasst werden, dass die Infrastruktur auch in Gebäuden mit weniger als zehn Stellplätzen vorbereitet werden kann.

Schließlich aber wird es nicht nur der Standort von E-Ladesäulen sein, der über deren Nutzung und den Erfolg der E-Mobilität entscheidet. Auch der Strompreis sowie die -qualität werden dafür ausschlaggebend sein. Zwar befindet sich die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge noch in einer frühen Marktphase, doch schon heute erreichen das Bundeskartellamt vermehrt Beschwerden über die Preise und Konditionen an den Ladesäulen. Die Wettbewerbshüter haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, strukturelle Wettbewerbsprobleme zu identifizieren, um einen Beitrag zu einem erfolgreichen Ausbau zu leisten. Dazu gehören beispielsweise ein diskriminierungsfreier Zugang zu geeigneten Standorten sowie konkrete Nutzungsbedingungen. Denn, so Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: "Für die Entscheidung von Verbrauchern, auf Elektromobilität umzusteigen, sind die Bedingungen und Preise für das Laden im öffentlichen Raum von zentraler Bedeutung".

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