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16.02.2023 | Bilanz | Nachricht | Online-Artikel

Firmenkunden und Vermögende verleihen Commerzbank Auftrieb

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

4:30 Min. Lesedauer

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Die Commerzbank hat im Geschäftsjahr 2022 mit rund 1,4 Milliarden Euro nach eigenen Angaben den höchsten Gewinn seit mehr als zehn Jahren eingefahren. Rückenwind kam vor allem vom Geschäft mit Mittelstands- und vermögenden Privatkunden. In beides will die Bank weiter investieren. 

Im Juli 2022 hatte die Frankfurter Bank ein Konzernergebnis von mehr als einer Milliarde trotz des negativen Einmaleffekts bei der polnischen Tochter M Bank aufrechterhalten. Nun sind es 1,4 Milliarden Euro geworden. Die harte Kernkapitalquote gibt das Unternehmen mit 14,1 Prozent an. Das gebe ihr Spielraum, "wieder Kapital an Aktionärinnen und Aktionäre zurückzugeben". Im Raum steht eine Dividende von 20 Cent je Aktie und einen beantragter Aktienrückkauf im Umfang von 122 Millionen Euro.

"Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes und der hohen Sonderbelastungen in Polen haben wir unser Konzernergebnis mehr als verdreifacht und damit noch stärker gesteigert als erwartet. Das zeigt, dass unsere Strategie greift und wir die Trendwende geschafft haben", kommentiert Vorstandsvorsitzender Manfred Knof die aktuellen Zahlen.

Aufschwung dank Zinswende

Rückenwind kam vor allem aus dem Firmenkundengeschäft, heißt es weiter. Infolge der Zinswende habe das Geldhaus im vergangenen Jahr seine Erträge um rund zwölf Prozent auf 9,461 Milliarden Euro steigern können. 2021 waren es 8,450 Milliarden Euro. Darin enthalten seien Sonderbelastungen bei der M Bank in Höhe von 278 Millionen Euro und weitere 650 Millionen Euro als zusätzliche Vorsorge für Rechtsrisiken bei Schweizer-Franken-Krediten. 

Im operativen Geschäft habe die Ertragsdynamik im Jahresverlauf stark zugenommen. Die bereinigten Erträge im vierten Quartal seien um fast 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 2,401 Milliarden Euro gestiegen. Für das Gesamtjahr lag das Plus bei 18 Prozent auf 9,513 Milliarden Euro. Der Zinsüberschuss im Gesamtjahr 2022 betrug 6,459 Milliarden Euro gegenüber 4,849 Milliarden Euro im Vorjahr. Das ist ein Anstieg von 33 Prozent. Dagegen ging der Provisionsüberschuss wegen eines marktbedingt schwächeren Wertpapiergeschäfts um 2,4 Prozent auf 3,519 Milliarden Euro (2021: 3,607 Milliarden Euro) zurück.

Transformationsprogramm senkt Kosten

Zudem habe die Bank trotz des zunehmenden Inflationsdrucks ihre Verwaltungsaufwendungen 2022 um 6,2 Prozent auf 5,844 Milliarden Euro (2021: 6,230 Milliarden Euro) gesenkt. Der Grund liege in der organisatorischen Verschlankung im Rahmen des Transformationsprogramms Strategie 2024. So sei der geplante Abbau von brutto rund 10.000 Vollzeitstellen mit derzeit knapp 9.000 vor allem im Inland kontrahierten Abgängen größtenteils geregelt. Das mittelfristige Ziel von 450 Standorten in Deutschland sei bereits Mitte 2022 erreicht worden. Diese werden seit Herbst 2022 durch Beratungscenter ergänzt, in denen Bankmitarbeiter „telefonisch, per Mail oder Video auch abends und am Wochenende“ Kunden beraten. In diesem Jahr peilt das Institut eine weitere Reduktion seiner Filialen auf rund 400 an.

Mittelstand und Vermögende bleiben im Fokus

Wie schon im November 2022 angekündigt, setzt die Commerzbank auch weiterhin das Geschäft mit vermögenden Kunden. Das Institut plant den Ausbau der Vermögensverwaltungssparte durch „gezielte Investitionen“, um sich als Ansprechpartner für neue Kundengruppen zu positionieren. Auch das Firmenkundengeschäft mit Außenhandel will das Geldhaus vorantreiben und infolge der Verschiebungen im Welthandel neue Repräsentanzen in Marokko und Jordanien eröffnen. In der Mittelstandsbank Direkt werden bereits seit Ende November 2022 rund 6.000 Kunden digital betreut. Nun will die Commerzbank das Angebot auch für neue Kunden öffnen.

"Wir sind zur Halbzeit unseres Transformationsprogramms auf einem guten Weg, die digitale Beratungsbank für Deutschland zu werden. Wir werden auch in der zweiten Hälfte der Umsetzung das Tempo hochhalten und unsere Renditeziele erreichen", gibt Knof den Takt vor.

ESG-Angebot wird ausgebaut

Hierzu gehört auch die Arbeit an den Themen Umwelt, Soziales und Governance (ESG). Bereits 2022 stieg das nachhaltige Geschäftsvolumen auf 246 Milliarden Euro (2021: 194 Milliarden Euro), etwa über neue ESG-Kredite, grüne Anleihen und nachhaltige Investments. Im vergangenen Jahr hatte die Bank ein neues ESG-Rahmenwerk festgezurrt, das die Kriterien für eine nachhaltige Kreditvergabe beschreibt und Reduktionsziele für CO2-intensive Sektoren erläutert. Für mehr als die Hälfte ihres an Privat- und Firmenkunden ausgereichten Kreditvolumens hat die Commerzbank inzwischen konkrete CO2-Reduktionsziele auf den wissenschaftsbasierten Vorgaben der Science-Based Target Initiative (SBTi) festgelegt. Das entspricht 85 % der finanzierten Emissionen.

Im laufenden Jahr soll das ESG-Angebot in den Bereichen Finanzierung, Investments, Derivate und Research ausgebaut werden. Ziel ist ein "nachhaltiges Ökosystem für Commerzbank-Kunden". Der Fokus liegt auf den Bereichen Biodiversität und soziale Nachhaltigkeit. Das ESG-Geschäftsvolumen soll 2023 auf 257 Milliarden Euro steigen.

Konzernergebnis 2023 soll deutlich steigen

Insgesamt rechnet die Commerzbank "angesichts des herausfordernden Umfeldes mit einem anspruchsvollen Jahr". Das Institut geht von einem Plus des Zinsüberschusses "auf deutlich mehr als 6,5 Milliarden Euro mit klarem zusätzlichen Aufwärtspotenzial" aus. Der Provisionsüberschuss werde stabil erwartet. Insgesamt will das Geldhaus die Gesamtkosten auf 6,3 Milliarden Euro drücken. Unter der Annahme einer Nutzung von TLA rechnet die Bank mit einem Risikoergebnis von weniger als minus 900 Millionen Euro. Die CET-1-Quote wird mit rund 14 Prozent prognostiziert. Unter dem Strich soll das Konzernergebnis deutlich über dem von 2022 liegen.

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