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2023 | Buch

Böden Deutschlands, Österreichs und der Schweiz

Ein Bildatlas

herausgegeben von: Holger Joisten, Luise Giani, Nils Kochan, Dieter Kühn, Daniela Sauer, Peter Schad, Herbert Sponagel

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Böden sind eine Lebensgrundlage der Menschheit. Sie kennenzulernen ist nicht nur wichtig, sondern auch außerordentlich faszinierend. Dieser Bildatlas zeigt die Vielfalt unserer Böden, erklärt ihre Entstehung, ihre Eigenschaften, ihre Gefährdung und wie wir sie schützen können.

200 Bodenprofile werden mit charakteristischen Boden- und Landschaftsbildern vorgestellt, mit detaillierten Beschreibungen erläutert und durch Analysendaten ergänzt. Jedes Profil wird nach der Bodenkundlichen Kartieranleitung (KA5) boden- und substratsystematisch eingeordnet. Auch werden die Bezeichnungen dieser Böden nach der internationalen „World Reference Base for Soil Resources“ (WRB) angegeben. Zahlreiche Karten zeigen die Verbreitung von Bodenregionen und Bodenklassen. Darstellungen der Abfolge der Böden in der Landschaft (Catenen) ordnen die Böden in ihre Umgebung ein. Zum besseren Verständnis sind wichtige bodenkundliche Sachverhalte in Einführungskapiteln anschaulich erklärt.

Dieses Buch ist das Werk von 44 Autorinnen und Autoren sowie sieben Herausgebern, die ihr umfangreiches Experten- und Regionalwissen eingebracht haben. Es richtet sich sowohl an ein Fachpublikum, an Lernende und Lehrende, als auch an diejenigen, die sich bisher nicht mit Böden beschäftigt haben, die jedoch an der Vielfalt unserer Böden, ihrer Schönheit und ihrem landschaftsbezogenen Vorkommen interessiert sind.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Bodenkundliche Grundlagen

Frontmatter
1. Bodenausgangsgesteine und Geogenese

In Böden läuft eine Vielzahl von Prozessen ab, die mit der Zeit zur Veränderung der Profilmorphologie führen. Letztere werden als „Bodenbildende Prozesse“ zusammengefasst. Dazu gehören Humusakkumulation, Gefügebildung, Verbraunung, Verlehmung, Tonverlagerung, Podsolierung sowie Redoximorphose (Vergleyung und Pseudovergleyung).

Karl Stahr, Daniela Sauer
2. Bodenbildende Prozesse

Das Bodenausgestein ist ein wichtiger bodenbildender Faktor. Die Korngrößenverteilung, die Porengrößenverteilung und der Mineralbestand bestimmen die Eigenschaften der Ausgangsgesteine und prägen wesentlich die sich daraus gebildeten bzw. weiterhin entwickelnden Böden. In der Regel ist das Material, das den heutigen C-Horizont bildet, mit dem Bodenausgangsgestein, aus dem der entwickelte Boden hervorgegangen ist, identisch oder nahezu identisch. Zu diesen homogenen Ausgangsgesteinen gehören häufig Löss, Dünensand, Geschiebemergel, Sandsteine, Kalke, Tonmergel, Granit, Gabbro, Rhyolith, Basalt, Schiefer, Quarzite und Gneise. Anders verhält es sich meist bei geschichteten Ausgangsgesteinen wie Ablagerungen in Flussauen oder im Watt, Ackerkolluvien sowie geringmächtigen Überdeckungen aus jungen Gesteinen.

Daniela Sauer, Karl Stahr
3. Boden- und Substratsystematik Deutschlands

Die Bodengliederung in Deutschland basiert auf der Bodensystematik sowie der Substratsystematik, wodurch eine ganzheitliche Kennzeichnung der pedogenen und lithogenen Merkmale der Böden zur Bodenform erreicht wird. Die Bodensystematik fasst Böden gleicher Merkmale und Eigenschaften in klassifizierenden Gruppen zusammen und gliedert sie auf Grundlage von Bodenhorizonten in einem hierarchischen System nach bodenbildenden Prozessen. Diagnostische Horizonte und Horizontfolgen führen damit zu typischen Böden, die hierarchisch in Abteilungen, Klassen, Bodentypen, Subtypen, Varietäten und Subvarietäten gegliedert werden. Substrate sind die Materialien, aus denen die Festsubstanz der Böden besteht. Zur Substratkennzeichnung werden die Merkmale Substratgenese, Bodenart, Bodenausgangsgestein sowie Carbonat- und Kohlen(stoff)gehalt herangezogen. Diese werden miteinander kombiniert und in der Substratart ausgedrückt. Die meisten Böden weisen im Vertikalprofil eine Abfolge verschiedener Substratarten auf, die auf verschiedenen hierarchischen Niveaus zur substratsystematischen Einheit kombiniert werden.

Gerhard Milbert, Dieter Kühn, Manfred Altermann
4. Österreichische Bodensystematik (ÖBS) 2000 in der revidierten Fassung von 2011

Die Österreichische Bodensystematik ist nach einem morphologisch-genetischen Prinzip konzipiert. Die gültige Fassung von 2011 ist auf Grundlage der Fassungen von 1969 und 2000 erschienen. Die Bodensystematik fasst Böden gleicher Merkmale und Eigenschaften zusammen und gliedert sie auf Grundlage von Bodenhorizonten in einem hierarchischen System nach bodenbildenden Prozessen. Typische Böden werden hierarchisch in Ordnungen, Klassen, Typen, Subtypen und freie Varietäten gegliedert. Eine Gliederung bis zum Subtyp sollte bereits im Gelände erfolgen, ergänzende Labordaten können diese Typisierung durch freie Varietäten ergänzen.

Othmar Nestroy
5. Klassifikation der Böden der Schweiz (KlaBS)

Allgemeine Merkmale, die alle Böden prägen, bestimmen den taxonomischen Bodentyp mit vier Stufen im hierarchischen Teil des Klassifikationssystems. Ergänzende Merkmale der Profilentwicklung sowie der ökologischen Beziehungen eines Bodens zu seiner Umgebung werden im nicht hierarchischen Teil des Systems zur feineren Charakterisierung von Böden desselben Typs verwendet. Der Bodentyp ergibt sich aus der Kombination zutreffender Kriterien für den „Wasserhaushalt des Bodens“ (Stufe I), die „Hauptbestandteile des Bodengerüstes“ (Stufe II), die „kennzeichnenden chemischen und mineralogischen Komponenten des Bodengerüstes“ (Stufe III) und die „kennzeichnenden Perkolate“ (Stufe IV). Die drei nicht hierarchischen Klassifikationsstufen sind Untertyp, Bodenform und Lokalform.

Peter Lüscher
6. Internationale Bodenklassifikation (WRB)

Die World Reference Base for Soil Resources (WRB) ist ein internationales Bodenklassifikationssystem. Auf der ersten Ebene sind nach einem Bestimmungsschlüssel 32 Bodentypen als Reference Soil Groups (RSGs) definiert. Auf der zweiten Ebene werden dem Namen der RSG Adjektive als Qualifier (Principal and Supplementary Qualifiers) zugeordnet. Derzeit gibt es 185 Qualifier. Für die Klassifikation eines Bodens auf der zweiten Ebene müssen alle zutreffenden Qualifier zum Namen der RSG hinzugefügt werden. Die Definitionen sowohl im Bestimmungsschlüssel zu den RSGs als auch der Qualifier basieren auf diagnostischen Materialien, Eigenschaften und Horizonten.

Peter Schad
7. Bodenschutz

Seit 1998 ist der Bodenschutz in Form von Erhaltung und Wiederherstellung von Bodenfunktionen im Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) verankert. Die Notwendigkeit zum Bodenschutz ergibt sich aus Bodengefährdungen wie Bodenversiegelung, Kontamination, erhöhte Nährstoffzufuhr, Verdichtung, Erosion und Rohstoffgewinnung. Bodenschutz umschließt vorsorgenden und nachsorgenden Bodenschutz. Vorsorgender Bodenschutz umfasst Maßnahmen zur Vermeidung oder Verminderung, nachsorgender Bodenschutz Bodensanierung und Bodensicherung. Zur Bodensanierung zählen diverse Waschverfahren, die Absaugung leicht flüchtiger Schadstoffe oder die biologische Reinigung sowie thermische Behandlung. Die Bodensicherung hat das Ziel, die weitere Ausbreitung der Schadstoffe, insbesondere deren Übergang in die Nahrungskette, zu verhindern.

Bernd Siemer, Walter Schmidt, Jürgen Schmidt, Fred Franzke
8. Anthropogen stark veränderte Böden

Zu den anthropogen stark veränderten Böden werden die Stadtböden und die Kippenböden gezählt. Stadtböden sind unterschiedlich stark anthropogen überprägt. Sehr stark gestörte Böden bestehen überwiegend aus Fremdstoffen (meist große Mengen industrieller und häuslicher Abfälle) oder sind versiegelt und verdichtet. Die Fremdstoffe sind häufig technogener Kohlenstoff sowie äolische, stückige und flüssige mit Schadstoffen angereicherte Materialien. Zu den Stadtböden gehören auch Gartenböden mit deutlich erhöhten Gehalten an organischer Substanz. Kippenböden sind Böden mit natürlich entstandenen oder den natürlichen Böden entsprechenden Bodenhorizonten in vom Menschen umgelagerten natürlichen Substraten (z. B. Tagebau-Abraum) und technogenen Substraten (z. B. deponierte Industrierückstände). Ihre Eigenschaften werden durch die verkippten Substrate bestimmt. Sie kommen auf Kippen, Halden und in Tagebaurestlöchern vor und sind in Bergbaufolgelandschaften landschaftsprägend.

Andreas Lehmann, Thomas Heinkele, Wolfgang Kainz, Fred Franzke
9. Aktion Boden des Jahres – ein Beitrag zur bewussten Wahrnehmung von Böden in der Gesellschaft

Die Entkopplung der Ernährung von der regionalen Nahrungsmittelproduktion und die Globalisierung des Handels haben zu Bodenvergessenheit und schwindendem Bodenbewusstsein geführt. Das Wissen über Böden und ihre Begrenztheit und Anfälligkeit als dünne Haut der Erde ist kaum noch vorhanden, obwohl jeder Mensch in irgendeiner Weise von der nachhaltigen Nutzung der Böden abhängig ist und daher Verantwortung für ihren Schutz übernehmen muss. Die Aktion Boden des Jahres möchte deshalb dazu beitragen, das Wissen über Böden zu vertiefen und eine bewusste Wahrnehmung von Böden in der Gesellschaft zu stärken. Nur dadurch können sich die Bereitschaft zum Handeln und ein überzeugtes Eintreten für den Schutz von Böden entwickeln. Die Vorstellung des neuen Bodens des Jahres findet jeweils anlässlich des Tages des Bodens am 5. Dezember statt.

Monika Frielinghaus, Gerhard Milbert
10. Bodenschätzung in Deutschland und Österreich

Die Bodenschätzung dient der Besteuerung landwirtschaftlicher Flächen. Zusätzlich bietet sie die Grundlage für viele geo-, boden-, und agrarwissenschaftliche Anwendungen. Dabei wurde bzw. wird (Nachschätzung) für das gesamte Gebiet Deutschlands und Österreichs eine vergleichbare Bodenaufnahme nach einheitlichen Regeln und gleicher Nomenklatur durchgeführt. Die Bodenschätzung erfasst auf Grundlage verschiedener Horizontmerkmale den Bodenaufbau. Die Schätzung des Ackerlandes erfolgt nach acht mineralischen Bodenarten und Moor, sieben Zustandsstufen sowie vier Entstehungsarten. Die Schätzung des Grünlandes weicht davon durch die vorrangige Berücksichtigung der Klima- und Wasserverhältnisse ab. Die Schätzkriterien werden im Schätzungsrahmen verknüpft und in Bodenzahlen (für Acker 7–100 und für Grünland 7–88 (Deutschland) bzw. 5–85 (Österreich)) überführt.

Manfred Altermann, Klaus Friedrich, Ernst Gehrt, Othmar Nestroy
11. Humusformen

Aufgrund der besonderen Bedeutung der organischen Substanz bzw. des Humus für viele Bodeneigenschaften werden unterschiedliche makroskopischen Erscheinungsformen des Humus systematisch in Humusformen gegliedert. Humusprofile gleicher Horizontfolge, ähnlicher Horizontmächtigkeit und Art der Horizontbegrenzungen werden dabei zu systematischen Einheiten zusammengefasst. Die Humusform kennzeichnet die Gesamtheit aller Humushorizonte eines Profils (organische Horizonte und Ah-Horizonte). Der Wasserhaushalt des Oberbodens ist das differenzierende Kriterium für die systematische Einteilung in aeromorphe (gut belüftete), aero-hydromorphe (zeitweise vernässte) und hydromorphe (ständig nasse) Humusformen.

Gerhard Milbert

Bodenregionen

Frontmatter
12. Bodenregionen sowie Gliederung und Entstehung der Bodenregionenkarte

Bodenregionen sind überregionale bodengeographische Einheiten mit starker inhaltlicher Aggregierung und räumlicher Generalisierung. Dabei steht die geologische Kennzeichnung im Vordergrund, da im nacheiszeitlichen Mitteleuropa das Ausgangsmaterial bei überregionaler Betrachtung die Bodengenese dominiert. Aber auch das Relief, das Klima und die Wasserverhältnisse spielen eine wichtige Rolle. Infolge der räumlichen Generalisierung, die auch eine Glättung der Konturen einschließt, sind Bodenregionen große, meist kompakte Flächen. Die vorliegende Karte umfasst 19 Bodenregionen. Die zwölf Bodenregionen aus Deutschland und die neun aus Österreich wurden in Übereinstimmung gebracht und um die Schweizer Gebiete erweitert. In einigen Fällen konnten dabei Neuzuordnungen nicht ausbleiben. Das Ergebnis ist eine länderübergreifend abgestimmte Bodenregionenkarte von Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Andreas Richter, Wolf Eckelmann, Peter Schad
13. Bodenregion 1: Küstenholozän

Diese Bodenregion bildet einen Gürtel zwischen Nordsee und den saaleeiszeitlichen Geestplatten mit den Geestrandmooren sowie einen schmaleren Gürtel zwischen Ostsee und den weichseleiszeitlichen Moränengebieten. Zur Bodenregion des Küstenholozäns gehören fünf Bodengroßlandschaften: Nordseeinseln (Halligen und Inseln), Watt der Nordseeküste (Watt- und Vorlandgebiete), Marschen und Moore im Tideeinflussbereich, Ästuargebiete (Watt- und Vorlandgebiete) sowie Ostsee- und Boddenküste (Nehrungen und Haken). Prägendes Element ist der Meereseinfluss.

Luise Giani
14. Bodenregion 2: überregionale Flusslandschaften

Bei dieser Bodenregion handelt es sich um ausgedehnte Niederungen überregionaler Flüsse (Weser, Elbe, Oder, Rhein, Donau, Iller, Lech, Isar, Mur, Rhône), deren Einzugsgebiete sich über mehrere Bodenregionen erstrecken. Zur Bodenregion der Flusslandschaften gehören zwei Bodengroßlandschaften: Auen und Niederterrassen sowie Hochflutlehm-, Terrassensand- und Flussschottergebiete. Die Flusslandschaften sind i. d. R. stark verändert: Durch Flussbegradigung, Eindeichung und Wasserentnahme entsprechen die heutigen Grundwasserverhältnisse meist nicht mehr den natürlichen Bedingungen.

Wolfgang Fleck, Karl Stahr, Daniela Sauer
15. Bodenregion 3: Jungmoränenlandschaften

In Norddeutschland umfasst diese Bodenregion Teile Schleswig-Holsteins sowie weite Teile Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs, im Süden gehören dazu etwa 20 bis 60 km breite Bereiche im Norden und Nordwesten der Voralpen. Auf der Alpensüdseite ist sie innerhalb Österreichs und der Schweiz hingegen kaum zu finden. Zur Bodenregion der Jungmoränenlandschaften gehören vier Bodengroßlandschaften: Grundmoränen und lehmige Endmoränen Norddeutschlands, Sander, trockene Niederungssande und sandige Endmoränen Norddeutschlands, Schwäbisch-Bayerische Jungmoränengebiete sowie Niederungen und Urstromtäler. Diese Bodenregion ist durch Vergletscherung der letzten Kaltzeit geprägt und dadurch maßgeblich in ihrer Oberflächengestalt und in ihrem Ausgangsmaterial beeinflusst.

Bernd Burbaum, Peter Schad
16. Bodenregion 4: Altmoränenlandschaften

In Norddeutschland liegen die Altmoränenlandschaften zwischen dem Jungmoränengebiet und dem Lössgürtel im Süden. Im nördlichen Alpenvorland umfassen sie mehrere Areale: von Willisau bis zur Thur, das nördliche Oberschwaben (Baden-Württemberg), ein Band vom Lech bis zur Enns sowie ein Gebiet südlich der Traun-Enns-Platte. Auf der Alpensüdseite ist es das Klagenfurter Becken. Zur Bodenregion der Altmoränenlandschaften gehören fünf Bodengroßlandschaften: Grundmoränen und Endmoränen Norddeutschlands und des Rheinlands, Grundmoränen über Festgestein, Sander, trockene Niederungssande und sandige Endmoränen Norddeutschlands, Schwäbisch-Bayerische Altmoränengebiete sowie Niederungen und Urstromtäler. Diese Bodenregion war während älterer Kaltzeiten vom Eis bedeckt und ist bis heute maßgeblich dadurch geprägt.

Marek Filipinski, Bernd Burbaum, Peter Schad
17. Bodenregion 5: Deckenschotterplatten und Tertiärhügelländer im nördlichen Alpenvorland

Der Hauptteil dieser Bodenregion wird im Norden durch das Donautal begrenzt und erstreckt sich von Riedlingen fast bis Wien. Nach Westen und Süden schließen die Bodenregionen der Alt- und Jungmoränenlandschaften sowie der Flyschzonen mit der Faltenmolasse an. Zur Bodenregion der Deckenschotterplatten und Tertiärhügelländer gehören zwei Bodengroßlandschaften: Deckerschotterplatten im Alpenland sowieTertiärhügelländer im Alpenvorland. Die Deckerschotterplatten sind durch Eintiefungen von Flüssen heute als zerteilte Hochfläche ausgebildet. Die Tertiärhügelländer beherbergen das weltweit größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet.

Franz Schmidt, Reinhard Jochum, Othmar Nestroy, Peter Lüscher, Peter Schad
18. Bodenregion 6: mittel- und süddeutsche Löss- und Sandlösslandschaften

Diese Bodenregion umfasst im Wesentlichen die nördlichen Sandlössgebiete, die Lössgebiete am Südrand des Norddeutschen Tieflands von der Kölner Bucht bis Sachsen, das nördliche Oberrheinische Tiefland sowie den Kraichgau und das Neckarbecken. Zur Bodenregion der Löss- und Sandlösslandschaften gehören drei Bodengroßlandschaften: Bördenvorland mit geringmächtiger Lössbedeckung, Lössbörden sowie Lösslandschaften des Berglandes. Aufgrund der äolischen Entstehung, durch Ferntransport vor allem aus Flussbettsedimenten eiszeitlicher Flüsse und auch durch Auswehungen aus Altmöranengebieten, besteht der Löss in erster Linie aus Schluff.

Ernst Gehrt, Wolfgang Fleck, Dieter Kühn
19. Bodenregion 7: Berg- und Hügelländer mit hohem Anteil an nicht metamorphen Sedimentgesteinen im Wechsel mit Löss

Diese Bodenregion ist überwiegend als Schichtkammlandschaft ausgebildet und trennt dadurch die anderen Bergländer. Sie unterscheidet sich durch engräumig wechselnde Bodenvergesellschaftungen von dem sich südlich anschließenden Schichtstufenbergland. Zur Bodenregion gehören drei Bodengroßlandschaften: mit hohem Anteil an carbonatischen Gesteinen, mit hohem Anteil an silikatischen Gesteinen sowie mit hohem Anteil an Löss. Durch den phasenweisen Wechsel von Lössanwehung und Fließerdebildung sind charakteristische Abfolgen (Lagen) entstanden. Die Basislagen werden aus Gesteinen der Umgebung gebildet. In erosionsgeschützten Positionen erhielten sich Lössablagerungen (Mittellagen).

Ernst Gehrt
20. Bodenregion 8: Berg- und Hügelländer mit hohem Anteil an nicht metamorphen carbonatischen Gesteinen

Diese Bodenregion umfasst größere Bereiche in Süddeutschland und der Nordwestschweiz. Zur Bodenregion gehören vier Bodengroßlandschaften: mit hohem Anteil an carbonatischen Gesteinen, im Wechsel mit Löss und Lösslehm, mit hohem Anteil an carbonatischen Gesteinen, mit hohem Anteil an Mergelgesteinen, im Wechsel mit Löss und Lösslehm sowie mit hohem Anteil an Kalkgesteinen, im Wechsel mit Decksedimenten. Mächtige, z. T. dolomitisierte Kalksteinfolgen wurden als Schichtstufen herauspräpariert. Partien mit Einschaltung von mergeligen Gesteinen nehmen die dazwischen liegenden Stufenhänge ein. Charakteristisch sind auch verkarstete Hochflächenlandschaften mit geringer Gewässerdichte sowie das Auftreten von Dolinen, Karstwannen und Trockentälern.

Wolfgang Fleck, Karl Stahr
21. Bodenregion 9: Berg- und Hügelländer mit hohem Anteil an nicht metamorphen Sand-, Schluff-, Ton- und Mergelgesteinen

Diese Bodenregion erstreckt sich vom Ostrand des Südschwarzwaldes nach Norden bis nach Südniedersachsen und Thüringen. Weitere Vorkommen sind im Vorland der Schwäbisch-Fränkischen Alb, sowie im Elbsandsteingebirge. Zur Bodenregion gehören vier Bodengroßlandschaften: mit hohem Anteil an Sand-, Schluff- und Tongesteinen, häufig im Wechsel mit Löss, mit hohem Anteil an Sand-, Schluff- und Tongesteinen, mit hohem Anteil an Ton-, Schluff- und Mergelgesteinen sowie mit hohem Anteil an Ton-, Mergel- und Sandgesteinen, stellenweise mit Lösslehm. Die Genese ist durch Ablagerung von fluvialen und limnischen, mal grobsandigen, mal feinkörnig-tonigen Sedimenten unter tropisch-wüstenhaftem Klima mit anschließender diagenetischer Verfestigung charakterisiert.

Wolfgang Fleck, Karl-Josef Sabel
22. Bodenregion 10: Berg- und Hügelländer mit hohem Anteil an Magmatiten und Metamorphiten

In Deutschland nimmt diese Bodenregion die variszischen Rümpfe vieler Mittelgebirge ein. In Österreich umfasst sie die Großlandschaften des oberösterreichischen Mühlviertels, des niederösterreichischen Waldviertels sowie Teile der Abdachung der Ostalpen in der West- und Oststeiermark. Zur Bodenregion gehören zwei Bodengroßlandschaften: basische bis intermediäre Vulkanite, z. T. mit Lösslehm sowie mit hohem Anteil an sauren bis intermediären Magmatiten und Metamorphiten. Hier bilden die Verwitterungen und deren Umlagerungen aus vulkanischen oder plutonischen Magmatiten sowie aus Metamorphiten die vorherrschenden Substrate.

Ralf Sinapius, Othmar Nestroy, Falk Hieke, Wolfgang Fleck
23. Bodenregion 11: Berg- und Hügelländer mit hohem Anteil an Ton- und Schluffschiefern

Diese Bodenregion umfasst im Wesentlichen das Rheinische Schiefergebirge mit paläozoischen Metamorphiten. Zur Bodenregion gehören zwei Bodengroßlandschaften: Ton- und Schluffschiefer, mit wechselnden Anteilen an Grauwacke, Kalkstein, Sandstein und Quarzit, z. T. wechselnd mit Lösslehm sowie mit hohen Anteilen an Quarzit, Grauwacke, Sandstein und Konglomerat sowie Ton- und Schluffschiefern. Analog der Reliefformung sind in Hangbereichen mehr oder weniger lösslehmreiche Hauptlagen über Basislagen oder Anstehendem verbreitet. Nur in besonders steilen Reliefpositionen und Felsausbissen sind keine Lagen erhalten. Als regionale Besonderheit tritt im Rheinischen Schiefergebirge großflächig Laacher-See-Tephra auf.

Karl-Josef Sabel
24. Bodenregion 12: nicht oder nur gering metamorphe Gesteine der Faltenmolasse und der mittleren und westlichen Flyschzone

Die Flyschzone zieht sich als ein meist weniger als 20 km breites Band am Nordrand der Alpen vom Genfer See bis nördlich der Donau bei Wien. Vom Genfer See bis Nesselwang bildet sie die Bodenregion 12, zu der auch die vorgelagerte Faltenmolasse gerechnet wird, die von der letzten Phase der Alpenauffaltung noch mit erfasst wurde. Der Untergrund dieser Bodenregion besteht aus einer sehr heterogenen Serie von Gesteinen. Dieses lithologisch so heterogene Grundmuster zeigt sich auch in der Geländemorphologie. Während oftmals stark zertalte Hügelländer und Mittelgebirge zu erkennen sind, die meist bewaldet sind oder als Weide oder Mähweide genutzt werden, gibt es auch Bereiche mit beachtlicher Reliefenergie, z. B. der Niesenflysch (mit dem 2362 m hohen Niesengipfel).

Othmar Nestroy, Peter Lüscher, Peter Schad, Wolfgang Fleck
25. Bodenregion 13: Berg- und Hügelländer der östlichen Flyschzone mit hohen Anteilen an Mergeln, Tonsteinen und Sandsteinen

Diese Bodenregion bildet (etwa zwischen Salzburg und Wien) einen schmalen Streifen am Alpennordrand zwischen den Nördlichen Kalkalpen im Süden und der Molassezone und den Moränenlandschaften im Norden. Neben dem starken Gesteinswechsel auf engstem Raum kommen hier tektonische Aktivitäten zum Tragen, sodass trotz der relativ geringen Höhe dieser Zone ein oftmals stark zertalter Hügelland- bis Mittelgebirgscharakter auftritt. Die Bodenregion der östlichen Flyschzone zeigt im Vergleich zur Bodenregion 12, welche die mittlere und westliche Flyschzone sowie die Faltenmolasse umfasst, ein deutlich trockeneres Klima und eine geringere Meereshöhe.

Othmar Nestroy
26. Bodenregion 14: Alpen mit vorwiegend carbonatischen Gesteinen

Diese Bodenregion umfasst die von carbonatischen Gesteinen dominierten Teile der bayerischen, österreichischen und schweizerischen Alpen. In den Westalpen bildet sie ein breites Band, das nach Süden meist direkt in die Bodenregion 17 der Alpensüdseite übergeht. Geteilt durch den kristallinen Hauptkamm bilden die Carbonatgebiete in den Ostalpen die Nördlichen und Südlichen Kalkalpen. Die Nördlichen Kalkalpen, die nach Norden über die Flyschgebiete und Moränenlandschaften zum Molassebecken (Tertiärhügelland) abfallen, ziehen vom Rhein nach Osten. Von den Südlichen Kalkalpen zählen die Gailtaler Alpen und die Karawanken zur Bodenregion 14. Es dominieren mesozoische Carbonat- und Mergelgesteine, wobei besonders die harten Kalk- und Dolomitsteine die felsigen Gipfelregionen einnehmen und den alpinen Charakter der Landschaft prägen. Überregionale Reliefunterschiede werden zusätzlich von den lokalen Höhendifferenzen von häufig 1500 m und mehr überlagert.

Othmar Nestroy, Wolfgang Fleck, Peter Schad, Peter Lüscher
27. Bodenregion 15: Alpen mit vorwiegend silikatischen Gesteinen

Während diese Bodenregion in den Westalpen kaum auftritt, bildet sie in den Ostalpen den mächtigen Alpenhauptkamm. Im Norden wird die Bodenregion von der Linie Arlberg – Innsbruck – Leoben – Semmering begrenzt und im Süden reicht sie bis zur Linie Toblach – Lienz – Villach – Laibach/Ljubljana. Vorwiegend metamorphe Gesteine sehr unterschiedlicher Genese und chemischer Zusammensetzung, jedoch meist carbonatfrei, sowie Schuttdecken aus entsprechendem Verwitterungsmaterial sind die bodenbildenden Gesteine. Die Reliefenergie ist hoch, der Großglockner misst 3798 m, das Finsteraarhorn 4274 m. Infolge der mit der Höhe steigenden Niederschläge in Form von Schnee und Regen gewinnen die Faktoren Massenbewegung, Erosion und Solifluktion an Bedeutung.

Othmar Nestroy, Peter Lüscher, Peter Schad
28. Bodenregion 16: Gletscher und Dauerschneegebiete

Gletscher und Dauerschneegebiete nehmen nur kleinere Flächen ein, vor allem in den Alpen mit vorwiegend silikatischen Gesteinen. Bedeutende Areale finden sich z. B. in den Berner Alpen, im Wallis, in der Silvrettagruppe, den Ötztaler, Stubaier und Zillertaler Alpen sowie in den Hohen Tauern, ferner in den Gebieten von Hochkönig und Dachstein. Alpine Gletscher liegen direkt auf festem Gestein oder einem stark mechanisch beanspruchten Gestein mit unterschiedlicher Fraktionierung und unterschiedlichem Chemismus. Infolge physikalischer Verwitterung aufbereitetes Gesteinsmaterial kann kleinräumig die Grundlage für einsetzende Bodenbildung und das Auftreten von Pioniervegetation sein. Gerade in den Hochlagen ist zunehmend das Abschmelzen der Gletscher zu beobachten.

Wolfgang Fleck, Othmar Nestroy, Peter Schad, Peter Lüscher
29. Bodenregion 17: Alpensüdseite im Bereich der westlichen Alpen

Zu dieser Bodenregion gehören folgende Gebiete im zentralen bis westlichen Bereich der Alpen: im Wallis die Seitentäler südlich der Rhône, südlich des Gotthardmassivs das Tessin mit der Leventina als Haupttal und östlich davon die Bündnersüdtäler Misox, Bergell, Puschlav und das Münstertal. Die Region ist bezüglich Tektonik und bodenbildender Gesteine extrem heterogen. Ein ausgesprochen großer Höhengradient, beginnend in der nivalen Stufe und bis in den collinen Bereich absinkend, ist typisch für diese Bodenregion mit ihren meist Nord-Süd verlaufenden Talschaften. Die weiten Tallagen sind insbesondere durch Obstbau geprägt, die sich anschließenden unteren seitlichen z. T. terrassierten Einhänge durch Weinbau.

Peter Lüscher, Peter Schad, Othmar Nestroy
30. Bodenregion 18: Staublehmlandschaften im südöstlichen Alpenvorland

Zu dieser Bodenregion gehören das südliche Burgenland sowie die Alpenvorländer im Bereich der Ost- und Weststeiermark. Abgeschirmt durch Gebirgszüge im Norden wie im Westen handelt es sich um einen klimatischen Gunstraum. Die lithologische Ausstattung mit dem großflächigen Auftreten von Staublehmen bedingt trotzdem sehr ungünstige Bodenverhältnisse. Staublehme sind in Genese wie auch Zusammensetzung den Lössen ähnlich, aber in einem anderen, d. h. feuchteren Klimaraum abgelagert und neigen primär zu Dichtlagerung, die eine synsedimentäre Pseudovergleyung hervorruft. Auch Lessivierung mit sekundärer Pseudovergleyung ist verbreitet.

Othmar Nestroy
31. Bodenregion 19: Lösslandschaften im pannonischen Trockengebiet

Die Bodenregion umfasst die Lösslandschaften im Nordosten Österreichs: das Karpatenvorland, das Wiener Becken, das nördliche Burgenland sowie das pannonische Trockengebiet. Das Klima weist in diesem Bereich Österreichs kontinentale Züge auf. Lithologisch ist diese Region durch eine sehr lückige Lössdecke sehr unterschiedlicher Mächtigkeit geprägt. Die dadurch ausgebildete neogene wie auch rezente Oberfläche ist keineswegs eben, sondern stellt sich als eine flachwellige Landschaft dar mit weit ausschwingenden Tälern und Talungen, getrennt von flachen Riedelflächen bzw. alten Niveaus.

Othmar Nestroy

Bodenklassen und Bodenprofile

Frontmatter
32. Bodenklassenkarten und Profilpunktekarte, Auswahl der Profile und Erläuterungen zu den verwendeten Daten

Für eine Darstellung der Verbreitung der Bodenklassen in den Arealen der Bodenregionen wurden kleinmaßstäbige Übersichtskarten gewählt. Hierzu musste ein räumlicher Bezug zwischen den Bodenregionen und den Verbreitungsgebieten der einzelnen Bodenklassen hergestellt werden. Als geeignete länderübergreifende Kartengrundlage für die graphische Darstellung der Bodenklassen erwies sich die Soil Geographical Database of Eurasia at scale 1 : 1.000.000 (ESB 2001). Als Grundlage für die Profilpunktekarte wurde die Bodenregionenkarte der drei Länder Deutschland, Österreich und Schweiz verwendet. Die 200 Beispielböden wurden aus verschiedenen Gebieten dieser drei Länder in vergleichbaren Bodenregionen und Bodenlandschaften ausgesucht. Bei allen ausgewählten Böden werden Vorkommen, Ausgangsgesteine, Bodenprozesse und Bodeneigenschaften, Nutzung und Vegetation sowie Gefährdung beschrieben. Alle sind nach der KA5 bezeichnet und die Bodenprofile aus Österreich und der Schweiz zusätzlich nach der Österreichischen Bodensystematik (ÖBS) bzw. der Klassifikation der Böden der Schweiz (KlaBS). Zur länderübergreifenden Verständigung sind alle Profile außerdem nach der internationalen Bodenklassifikation „World Reference Base for Soil Resources“ (WRB) benannt.

Andreas Richter, Wolf Eckelmann, Peter Schad, Holger Joisten, Dieter Kühn, Luise Giani
33. Klasse F: O/C-Böden

Die Böden dieser Klasse zeichnen sich durch eine starke Humusakkumulation mit über 30 Masse-% in der pedogenen Matrix über dem Mineralboden aus. Diagnostisch ist der O-Horizont. Dieser sogenannte Auflagehumus befindet sich entweder auf dem Felsen, kann in Spalten reichen oder umhüllt das Grobskelett. Entsprechend wird zwischen den Typen Felshumusboden und Skeletthumusboden unterschieden. In diesem Kapitel werden die Subtypen Normfelshumusboden und Normskeletthumusbodenn durch je ein Bodenprofil belegt.

Eckart Kolb, Roland Baier, Peter Schad, Fred Franzke, Ralf Sinapius
34. Klasse O: Terrestrische Rohböden

Die Ausgangsgesteine der Böden dieser Klasse sind sehr wenig durch bodenbildende Prozesse wie Humusakkumulation und chemische Verwitterung verändert. Sie werden stark durch Gesteinseigenschaften bestimmt. Verbreitet sind sie auf noch wenig verwitterten Gesteinen, die durch Erosionsvorgänge freigelegt oder abgelagert wurden. Zur Klasse gehören die Typen Syrosem und Lockersyrosem. In diesem Kapitel wird nur der Lockersyrosem durch 2 Bodenprofile des Subtyps Normlockersyrosems belegt.

Wolfgang Fleck, Othmar Nestroy, Peter Schad, Ernst Gehrt, Fred Franzke
35. Klasse R: Ah/C-Böden

Für die Böden in der Klasse der Ah/C-Böden ist der bestimmende Bodenbildungsprozess die Humusbildung mit dem Ah als diagnostischen Horizont. Das Profil dieser Böden ist durch die Horizontabfolge Ah/lC oder mC gekennzeichnet. Sie kommen in allen mineralischen Locker- oder flachgründig über Festgesteinen vor. Meist handelt es sich um junge bzw. gering entwickelte Böden. Zur Klasse gehören die Typen Ranker, Regosol, Rendzina und Pararendzina. Sie werden in diesem Kapitel durch Bodenprofile der folgenden Subtypen belegt: Normranker, Euranker, Lockersyrosem-Ranker, Braunerde-Ranker, Euregosol, Lockersyrosem-Regosol, Braunerde-Regosol, Pseudogley-Regosol, Normrendzina, Braunerde-Rendzina, Normpararendzina, Lockersyrosem-Pararendzina, Braunerde-Pararendzina, Pseudogley-Pararendzina und Gley-Pararendzina.

Wolfgang Fleck, Othmar Nestroy, Fred Franzke, Peter Schad, Karl Stahr, Ralf Sinapius, Karl-Josef Sabel, Ernst Gehrt, Enrico Pickert, Peter Lüscher, Andreas Lehmann, Gerhard Milbert
36. Klasse T: Schwarzerden

Für die Böden in der Klasse Schwarzerden ist der bestimmende Bodenbildungsprozess die Humusbildung in Verbindung mit einem stabilen Aggregatgefüge durch Bioturbation mit dem bis >4 dm reichenden basenreichen Axh als diagnostischen Horizont. Das Profil dieser Böden ist durch die Horizontabfolge Axh/Axh+lC(c)/C(c) gekennzeichnet. Sie entwickelten sich in carbonathaltigen, feinbodenreichen Lockergesteinen. Verzahnungen des Axh zum C-Horizont sind charakteristisch. Zur Klasse gehören die Typen Tschernosem und Kalktschernosem. Sie werden in diesem Kapitel durch Bodenprofile der folgenden Subtypen belegt: Normtschernosem, Braunerde-Tschernosem, Pseudogley-Tschernosem, Gley-Tschernosem, Normkalktschernosem und Gley-Kalktschernosem.

Ernst Gehrt, Peter Schad, Andreas Lehmann, Wolfgang Brandtner, Karl Stahr, Othmar Nestroy, Wolfgang Kainz
37. Klasse D: Pelosole

In der Klasse der Pelosole ist der bestimmende Bodenbildungsprozess die Peloturbation durch ausgeprägte Schrumpfungs- und Quellungsdynamik mit dem P als diagnostischen Horizont. Das Profil des Pelosols ist durch die Horizontabfolge (P-)Ah/P/C gekennzeichnet. Pelosole sind primär aus tonigem, tonmergeligem oder tonig verwitterndem Ausgangsgestein entstanden und an die Verbreitung dieser Gesteine gebunden. Der einzige Typ Pelosol wird in diesem Kapitel durch Bodenprofile der folgenden Subtypen belegt: Normpelosol, Humuspelosol, Pararendzina-Pelosol und Pseudogley-Pelosol.

Wolfgang Fleck, Karl-Josef Sabel, Peter Schad, Karl Stahr, Daniela Sauer, Ernst Gehrt
38. Klasse N: Andosole

Für die Klasse der Andosole ist der bestimmende Bodenbildungsprozesse die andische Verwitterung glasreicher vulkanischer Aschen. Sie sind insbesondere in anstehender Laacher-See-Tephra verbreitet. Der diagnostische N-Horizont zeichnet sich durch hohe Lockerheit in Verbindung mit der Bildung von stabilen Aluminium-Humus-Komplexen und von Mineralen wie Allophan, Imogolit, Ferrihydrit und Hisingerit aus. Charakteristisch ist auch seine schmierige Konsistenz (Greasing-Effekt, Thixotropie). Der einzige Typ Andosol wird in diesem Kapitel durch Bodenprofile der Subtypen Braunerde-Andosol und Silandosol belegt.

Reinhold Jahn, Peter Schad
39. Klasse B: Braunerden

Für die Böden in der Klasse der Braunerden ist der bestimmende Bodenbildungsprozess die Verlehmung und Verbraunung mit dem Bv als diagnostischen Horizont. Das Profil der Braunerde ist durch die Horizontabfolge Ah/Bv/Cv/lC oder mC gekennzeichnet. Die Horizontübergänge sind häufig fließend. Das Hauptverbreitungsgebiet sind die kristallinen Mittelgebirge. Ein zweiter Schwerpunkt ist das Norddeutsche Tiefland mit seinen glazialen und periglazialen Sanden der Flugsandgruppe und der Decksande. Der einzige Typ Braunerde wird in diesem Kapitel durch Bodenprofile der folgenden Subtypen belegt: Normbraunerde, Kalkbraunerde, Humusbraunerde, Lockerbraunerde, Pelosol-Braunerde, Parabraunerde-Braunerde, Fahlerde-Braunerde, Podsol-Braunerde, Pseudogley-Braunerde, Gley-Braunerde.

Karl Stahr, Fred Franzke, Peter Schad, Marek Filipinski, Falk Hieke, Karl-Josef Sabel, Wolfgang Fleck, Othmar Nestroy, Wolfgang Kainz, Reinhard Jochum, Dieter Kühn, Wolfgang Brandtner, Peter Lüscher
40. Klasse L: Lessivés

Lessivés werden durch den Prozess der Tonverlagerung bestimmt, der zu einer Abfolge von Tonverarmungs- über Tonanreicherungshorizont führt (Ah/Al,Ael/Bt/C). Voraussetzung für die Tonverlagerung sind entsprechende Lockergesteine, in denen sich im Zuge der Verwitterung ein pH-Wert einstellt, der eine Dispergierung von Tonmineralen ermöglicht, und die eine Perkolation der Ton- und Schlufffraktion zulassen. Demzufolge treten sie auf Sedimenten aus Löss oder der Grundmoränen besonders oft auf. Die Lessivés unterteilen sich in die Typen Parabraunerde und Fahlerde, die sich im Profilbild deutlich unterscheiden. Die Bodenprofile in diesem Kapitel belegen folgende Subtypen: Normparabraunerde, Humusparabraunerde, Tschernosem-Parabraunerde, Braunerde-Parabraunerde, Terra fusca-Parabraunerde, Normfahlerde, Braunerde-Fahlerde und Gley-Fahlerde.

Dieter Kühn, Karl-Josef Sabel, Peter Schad, Wolfgang Fleck, Othmar Nestroy, Peter Lüscher, Karl Stahr, Ralf Sinapius, Holger Joisten, Fred Franzke
41. Klasse P: Podsole

Podsole zeichnen sich durch die Verlagerung von Eisen oder Humus aus, die sogenannte Podsolierung. Charakteristisch sind diagnostische Verarmungs- (Sauerbleichungs-) und Anreicherungshorizonte in der Abfolge Ah/Ae/Bs,Bh/C. Diese Böden sind in den Verbreitungsgebieten von Gesteinen zu finden, die leicht versauern. Das können saure Magmatite, Sandsteine oder pleistozäne Sedimente sein. Damit können Podsole in den verschiedensten Bodenregionen vorkommen. Der einzige Typ Podsol wird in diesem Kapitel durch Bodenprofile der folgenden Subtypen belegt: Normpoodsol, Humuspodsol, Braunerde-Podsol, Parabraunerde-Podsol, Pseudogley-Podsol und Gley-Podsol.

Karl Stahr, Peter Schad, Luise Giani, Dieter Kühn, Ralf Sinapius, Falk Hieke, Othmar Nestroy, Peter Lüscher, Alexander Gröngröft, Fred Franzke, Ernst Gehrt, Karl-Josef Sabel, Wolfgang Fleck, Gerhard Milbert
42. Klasse C: Terrae calcis

Die Böden der Klasse Terrae calcis besitzen einen sehr tonreichen Unterboden, der meist aus dem Lösungsrückstand (Residualton) der Carbonatverwitterung in Warmzeiten des Pleistozäns und des ausgehenden Neogens entstanden ist. Diagnostisch ist der Tv-Horizont in diesem Rückstand in Abfolgen wie Ah/Tv/cC oder C. Terrae calcis sind in Gebieten mit Kalk-, Mergel- und Dolomitgesteinen verbreitet. Die Klasse umfasst 2 Typen, wovon der Typ Terra fusca mit den Bodenprofilen der Subtypen Kalkterra fusca und Braunerde-Terra fusca belegt ist. Für die Terra rossa gibt es kein Bodenprofil.

Wolfgang Fleck, Karl Stahr, Peter Schad, Wolfgang Brandtner, Andreas Lehmann, Daniela Sauer
43. Klasse V: Fersiallitische und ferrallitische Paläoböden

Fersiallitische und ferrallitische Paläoböden entstanden in subtropischen bis randtropischen Klimaphasen im Mesozoikum und Tertiär. Aufgrund der Millionen Jahre andauernden, intensiven Verwitterung und Auswaschung entstand unter den mehrere Meter mächtigen Paläoböden eine Dekameter mächtige Zone aus chemisch verwittertem Gestein (Saprolit). Da die Paläoböden als Folge der tektonischen Hebung der Mittelgebirge und Klimaveränderungen im jüngeren Tertiär und Quartär großflächig abgetragen oder umgelagert wurden, sind autochthone Reste oberflächennah nicht mehr erhalten. Vor allem durch Solifluktion in den Kaltzeiten des Quartärs wurden die kaolinitischen Verwitterungsbildungen in die periglaziären Deckschichten aufgenommen. Die wesentlichen Eigenschaften der mesozoisch-tertiären Fersiallite und Ferrallite blieben zumindest in den Basislagen trotz der periglaziären Umlagerung zu einem großen Teil erhalten und beeinflussen die Bodengenese und Standorteigenschaften der in ihnen bzw. in den überlagernden Deckschichten entwickelten rezenten Böden.

Peter Felix-Henningsen, Peter Schad, Daniela Sauer
44. Klasse S: Stauwasserböden

In die Klasse der Stauwasserböden werden Böden zusammengefasst, die dem prägenden Einfluss einer verzögerten bis stagnierenden Niederschlagsversickerung unterliegen. Der Makro- und der Mesoporenfluss des Bodenwassers findet nur eingeschränkt oder nicht statt. Diese Böden besitzen dadurch über unterschiedlich lange Zeiträume einen hohen Wassergehalt, der im Profil ebenfalls charakteristisch verteilt ist. Die feuchten bis nassen Phasen dominieren im Winterhalbjahr, im Sommerhalbjahr können diese Böden auch völlig austrocknen. Durch markante dauerhafte trockene oder nasse Witterungsverläufe wird dieser jahreszeitliche Rhythmus überlagert. Auf Grund der stark schwankenden Bodenfeuchte werden sie als wechselfeucht bezeichnet. Die Dynamik des Bodenwassers kommt in diagnostischen Bodenmerkmalen mit charakteristischer räumlicher Verteilung zum Ausdruck. In den Aggregaten und Bereichen langanhaltender hoher Wassersättigung entstehen unter Sauerstoffmangel graufarbene reduzierte Fe-verbindungen. Parallel bilden sich in Bereichen höheren Sauerstoffgehaltes ockerfarbene Fe-Hydroxide, schwarze FeMn-Hydroxide und helle Nassbleichungen. Der Unterboden ist dadurch bei den Stauwasserböden meistens zweigeteilt. Der obere Teil stellt die stauwasserleitende Zone (Sw) dar und ist stärker oxidativ geprägt. Der untere Bereich mit tendenziell höherer Wassersättigung ist der eigentliche Staukörper (Sd) und zeigt neben oxidativen auch reduktive Merkmale. Eine hiervon abweichende Entwicklung besitzen Stauwasserböden mit homogener feinsandig bis schluffiger Korngröße sowie hangwassergeprägte Gebirgsböden. Die Unterböden dieser Stauwasserböden zeigen nur geringe oder keine vertikale Teilung des Unterbodens. Der Oberboden von stark ausgeprägten Stauwasserböden kann bereits oxidative Merkmale und erhöhte Humosität aufweisen.

Ralf Sinapius, Fred Franzke, Holger Joisten, Peter Schad, Wolfgang Fleck, Othmar Nestroy, Karl-Josef Sabel, Dieter Kühn, Enrico Pickert, Daniela Sauer, Peter Lüscher, Wolfgang Kainz, Gerhard Milbert
45. Klasse X: Reduktosole

In der Klasse der Reduktosole werden terrestrische Böden zusammengefasst, die durch reduzierend wirkende bzw. Sauerstoffmangel verursachende Gase wie Methan, Schwefelwasserstoff oder Kohlendioxid geprägt werden und daher einen reduktomorphen Y-Horizont als diagnostischem Horizont aufweisen, der innerhalb < 4 dm unter GOF beginnt. Die Gase entstammen (post)vulkanischen Mofetten, Leckagen von Gasleitungen oder werden aus leicht zersetzbarer organischer Substanz unter stark reduzierenden Bedingungen durch Mikroorganismen in Müll-, Klärschlamm- oder Hafenschlammaufträgen sowie verrieselten Abwässern und organisch belasteten Sickerwässern gebildet.

Peter Felix-Henningsen, Stefan Pätzold, Peter Schad, Alexander Gröngröft
46. Klasse Y: Terrestrische anthropogene Böden

In die Klasse der ‚Terrestrischen anthropogenen Böden‘ werden im Wesentlichen Böden zusammengefasst, die durch die Bearbeitung des Menschen eine sehr starke Umgestaltung im Profilaufbau erfahren haben, so dass die ursprüngliche Horizontabfolge weitgehend verloren ging. Hierzu gehören die Plaggenesche (Eschböden), die Hortisole (Gartenböden), die Rigosole (Weinbergsböden) und die Treposole (Tiefumbruchböden). Weiterhin gehören zu dieser Klasse Kolluvisole. Sie sind aus verlagertem meist humosem Bodenmaterial entstanden, das durch Wasser abgespült und am Hangfuß, in Senken und kleinen Tälern akkumuliert oder durch Winderosion oder anthropogene Umlagerungsprozesse angehäuft wurde. Während die Kolluvisole ein Produkt der erosionsbedingten Bodenverlagerung sind, entstanden Plaggenesche, Hortisole, Rigosole und Treposole aufgrund von Kultivierungs- bzw. Bearbeitungsmaßnahmen, die zur Standortverbesserung durchgeführt wurden. Diese Böden werden deshalb auch als ‚Terrestrische Kultosole‘ bezeichnet.

Luise Giani, Holger Joisten, Peter Schad, Gerhard Milbert, Fred Franzke, Ralf Sinapius, Ernst Gehrt, Karl-Josef Sabel, Falk Hieke
47. Klasse A: Auenböden

Diese Klasse fasst Böden auf holozänen fluviatilen Sedimenten in Tälern zusammen, die periodisch oder episodisch überflutet werden bzw. wurden. Sie besitzen in der Regel einen stark schwankenden Grundwasserspiegel aufgrund der Verbindung mit dem Flusswasserspiegel. Diagnostisch sind die Horizontabfolgen A/C/G oder A/M/G. Diese Böden verlaufen durch verschiedenste Bodenregionen. Die Klasse unterscheidet die Typen: Rambla, Paternia, Kalkpaternia, Tschernitza und Vega. Durch Bodenprofile sind folgende Subtypen belegt: Normrambla, Normkalkpaternia, Gley-Paternia, Normtschernitza, Gley-Tschernitza, Normvega und Gley-Vega.

Wolfgang Fleck, Daniela Sauer, Dieter Kühn, Reinhold Jahn, Herbert Sponagel, Holger Joisten, Fred Franzke, Falk Hieke, Peter Schad, Reinhard Jochum, Wolfgang Brandtner, Peter Lüscher, Gerhard Milbert
48. Klasse G: Gleye

Die Böden dieser Klasse werden durch einen hohen Grundwasserstand dominiert. Ihre diagnostischen Horizonte weisen dadurch dominante oxidative oder reduktive Merkmale auf (Abfolge Ah/G). Gleye kommen in den unterschiedlichsten Landschaftsräumen und Reliefpositionen vor. Die Typen Gley, Nassgley, Anmoorgley und Moorgley sind in diesem Kapitel durch folgende Subtypen belegt: Normgley, Brauneisengley, Kalkgley, Hanggley, Auengley, Regosol-Gley, Braunerde-Gley, Podsol-Gley, Pseudogley-Gley, Kolluvisol-Gley, Vega-Gley, Normnassgley, Normanmoorgley, Hanganmoorgley, Niedermoorgley und Quellengley.

Karl Stahr, Daniela Sauer, Holger Joisten, Peter Schad, Gerhard Milbert, Fred Franzke, Dieter Kühn, Reinhard Jochum, Peter Lüscher, Karl-Josef Sabel, Ralf Sinapius, Wolfgang Fleck, Andreas Lehmann, Falk Hieke
49. Klasse M: Marschen

Die Böden dieser Klasse sind semiterrestrisch und bestehen aus meist feinkörnigen Sedimenten in tidal beeinflussten Ablagerungsräumen. Die diagnostischen G-Horizonte wurden durch Meerwasserüberflutung geprägt, besitzen z. T. eine ausgeprägte Schwefeldynamik und sind unterschiedlich entkalkt und entsalzt (Abfolgen Ah/Go/Gr mit entsprechenden geogenen Zusätzen). Sie sind in einem bis zu 20 km breiten Gürtel an der Nordseeküste verbreitet. Die Klasse beinhaltet die Typen Rohmarsch, Kalkmarsch, Kleimarsch, Haftnässemarsch, Dwogmarsch, Knickmarsch und Organomarsch. Durch Bodenprofile sind die folgenden Subtypen belegt: Normrohmarsch, Brackrohmarsch, Normkalkmarsch, Normkleimarsch, Normhaftnässemarsch, Normdwogmarsch, Normknickmarsch und Normorganomarsch.

Luise Giani, Bernd Burbaum, Ernst Gehrt, Peter Schad, Marek Filipinski
50. Klasse Ü: Strandböden

In die Klasse der Strandböden werden Böden zusammengefasst, die sich aus holozänen Strandablagerungen im tidal beeinflussten Bereich der Nordseeküste und an der Ostseeküste entwickeln. Die Strandablagerungen müssen definitionsgemäß eine Mächtigkeit von mehr als 3 dm aufweisen und bodenartlich aus reinem Sand bestehen. Bei geringen Carbonatgehalten, meist unter 1 %, ist Quarz mit ca. 98 % das wesentliche Mineral des Ausgangsgesteins. Strandböden werden nicht periodisch sondern nur episodisch durch Sturmfluten überflutet. Entsprechend befinden sie sich zwischen der Mitteltidehochwasserlinie und der Sturmflutgrenze, bzw. dem Beginn des ersten, mehr als 10 m hohen Dünengürtels. Wenn ausgebildet, wird die Untergrenze durch den Spülsaum und die Obergrenze durch Wälle aus Treibsel oder Teek (Treibgut, Schwemmgut) als Sturmflutmarken sichtbar. Ab einer Windstärke von ca. 25 km/h beherrschen äolische Prozesse die Böden. Es bilden sich Ausblasungswannen und Ablagerungsbereiche, beispielsweise im Schutz von Gegenständen, die mit den Fluten eingetragenen werden, wie Muscheln. Die Ablagerungen können sich zu inselartig auftretenden, kleiner als 1 m hohen Pionierdünen entwickeln, die allerdings bei Sturmfluten schnell erodiert werden können. Bei besonders breiten marinen Stränden werden nicht einzelne Pionierdünen auf den Normstränden ausgebildet sondern große Dünenfelder, hinter denen sich bis zum Beginn der Weißdünenkette flache, lagunäre Landschaftselemente bilden können. Äolische Prozesse spielen hier eine wesentlich geringere Rolle und bei besonderen Flutereignissen wird neues Material herangebracht. Diese Faktoren ermöglichen die Entwicklung einer Vegetationsdecke („Grüner Strand“). Diese „Grünen Strände“ stellen Übergangslandschaftselemente zu brackigen Formen, Salzmarschen oder Dünentälchen dar.

Luise Giani, Ernst Gehrt, Peter Schad
51. Klasse I: Semisubhydrische Böden

In die Klasse der semisubhydrischen Böden werden Böden zusammengefasst, die sowohl regelmäßig überflutet als auch kurzzeitig trocken fallen. Dadurch bewirkt die Zeit der Belüftung nur eine begrenzte Austrocknung und Oxidation. Die Böden dieser Klasse sind den Wellenbewegungen wie auch den Strömungen ausgesetzt, so dass Erosions- wie auch Sedimentationsvorgänge charakteristisch sind. Während diese Prozesse bei den Nassstränden ständig wirken, finden sie bei den Watten hauptsächlich bei Sturmflutereignissen statt. In der Regel ist die Morphodynamik der Watten auf die Strömung und leichten Seegang beschränkt. Das führt dazu, dass Nassstrände immer rein sandige Ausbildungen darstellen, die kaum nachweisbare Mengen an organischer Substanz enthalten. Im Gegensatz dazu ist bei den Watten je nach Strömungsverhältnissen und örtlich sortiert das gesamte Korngrößenspektrum vorhanden. Dazu kommen nicht unerhebliche Mengen an eingetragener organischer Substanz. Diese Unterschiede führen bei gleicher Höhenlage zu unterschiedlichen Bodeneigenschaften von Nassstränden und Watten. Typische Bilder dieser Bodenklasse zeigen die Wattlandschaften in Abb. 51.1, 51.2 und 51.3.

Luise Giani, Alexander Gröngröft, Peter Schad
52. Klasse J: Subhydrische Böden

Diese Klasse fasst Unterwasserböden am Grund von Binnengewässern zusammen. Sie sind allseitig von Wasser durchdrungen. Diagnostisch sind die F-Horizonte, die meist humos sind. Die Klasse umfasst die Typen Protopedon, Gyttja, Sapropel und Dy. Durch Bodenprofile sind nur die Typen Gyttja und Sapropel belegt.

Ralf Sinapius, Holger Joisten, Fred Franzke, Peter Schad
53. Klasse H: Naturnahe Moore

Diese Klasse beinhaltet Böden aus abgestorbenen und infolge Luftmangels wenig zersetzten Pflanzen mit einer Mindestmächtigkeit von 3 dm innerhalb von 7 dm unter der Bodenoberfläche. Sie können geringmächtige andere Sedimente wie Mudden einschließen. Sie entstehen in Gebieten mit hohem Grundwasserstand oder mit hoher Niederschlagswassersättigung im Boden. Diagnostisch ist der H-Horizont in Abfolgen wie Hw/Hr oder Hw/Hr/fF oder G. Die Klasse beinhaltet die Typen Niedermoor und Hochmoor. Durch Bodenprofile sind die Subtypen Normniedermoor, Übergangsmoor und Normhochmoor belegt.

Jutta Zeitz, Peter Schad, Fred Franzke, Andreas Lehmann
54. Klasse K: Erd- und Mulmmoore

Die Böden dieser Klasse sind durch langjährige Entwässerung der Torfschichten pedogenetisch stark verändert, wodurch Prozesse der Sackung, Schrumpfung und infolge von Durchlüftung und Temperaturanstieg im Oberboden der Mineralisierung der organischen Substanz abgelaufen sind. Die Prozesse finden in Nieder-, Übergangs- und Hochmooren statt und führen zu diagnostischen Horizontabfolgen wie Hv/Ht/Hw/Hr oder Hm/Ha/Ht/Hr, die nicht immer komplett sind. Diese Böden treten in Gebieten mit ehemals „Naturnahen Mooren“ auf. Sie sind jedoch in der Regel an die Verbreitung einer anthropogenen Entwässerung gebunden. Die Klasse besteht aus den Typen Erdniedemoor, Mulmnierdermoor und Erdhochmoor. Durch Bodenprofile sind folgende Subtypen belegt: Normerdniedermoor, Kalkerdniedermoor, Normmulmniedermoor, Kalkmulmniedermoor, Erdniedermoor-Mulmniedermoor und Normerdhochmoor.

Jutta Zeitz, Peter Schad, Gerhard Milbert, Ernst Gehrt, Falk Hieke
55. Klasse SC (ÖBS): Salzböden

Die Klasse der Salzböden beinhaltet hydromorphe Böden mit hohen Salzgehalten, die für Kulturpflanzen schädlich sind. In Trockenzeiten kommt es zu kapillarem Aufstieg von Salzionen mit anschließender Ausfällung. Diagnostisch sind Horizonte mit Sekundärsalz in Abfolgen wie Ahz/Goz. Die Böden sind in Österreich im Bereich des Neusiedler Sees bis nach Ungarn hinein verbreitet. Die Klasse der Österreichischen Bodensystematik umfasst die Typen Solontschak, Solonetz und Solontschak-Solonetz. Durch ein Bodenprofil ist nur der Solontschak belegt.

Othmar Nestroy, Holger Joisten, Peter Schad
Backmatter
Metadaten
Titel
Böden Deutschlands, Österreichs und der Schweiz
herausgegeben von
Holger Joisten
Luise Giani
Nils Kochan
Dieter Kühn
Daniela Sauer
Peter Schad
Herbert Sponagel
Copyright-Jahr
2023
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-8274-2284-2
Print ISBN
978-3-8274-2283-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8274-2284-2