Die Vorstellung der Ergebnisse orientiert sich im Folgenden an den Kategorien des UTAUT-2-Modells in der Reihenfolge ihrer kausalen Wirkungszusammenhänge. Daher werden zuerst die Daten zu den einzelnen Kategorien beginnend mit dem Nutzungsverhalten nacheinander dargestellt und anschließend die Kernerkenntnisse in Bezug auf die Forschungsfragen zusammengefasst.
4.1 Ergebnisse hinsichtlich der Kategorien des UTAUT-Modells
4.1.1 Nutzungsverhalten
Das Nutzungsverhalten beschreibt die Häufigkeit, mit der eine Technologie verwendet wird. Für dies Kategorie wurden 24 Textstellen kodiert. Das Nutzungsverhalten der Befragten variiert stark je nach der Anzahl und Art der Werbekampagnen und dem jeweiligen Betreuungsaufwand. Während acht Befragte die FlyAd DSP wöchentlich zwischen 30 min und 5 h und ein weiterer Teilnehmer zwischen 10 bis 15 h „[…] mit allem, Planung, Reporting und so weiter und so fort“ nutzen, verbringen die beiden Mitarbeiter des Softwareanbieters pro Woche 20 bis 30 h auf der FlyAd DSP. Die Daten zeigen auch, dass die Mehrheit der Befragten zum Zeitpunkt der Erhebung ebenfalls andere DSPs wöchentlich 2 bis 35 h nutzten.
4.1.2 Verhaltensabsicht
Die Verhaltensabsicht beschreibt die Absicht zur Nutzung einer Technologie und kann das tatsächliche Nutzungsverhalten vorhersagen. Für diese Kategorie wurden 10 Textstellen kodiert und keine Unterkategorien gebildet. Da bezüglich dieses Faktors die Aussagen der Kunden des Softwareanbieters von besonderer Bedeutung sind, wurden die zwei Mitarbeiter des Softwareanbieters nicht berücksichtigt.
Alle befragten Kunden beantworteten die Frage nach der zukünftigen Nutzungsabsicht positiv. Zwei Teilnehmer gaben darüber hinaus an, dass geplant sei, die DSP verstärkt in die Kampagnenaussteuerung einbauen zu wollen und die Nutzung demnach „[…] sogar eher noch auszubauen im Vergleich zum letzten Jahr“. Ein Teilnehmer wies jedoch auch darauf hin, dass die zukünftige Nutzung primär von den Kampagnenanforderungen und den Zielen des jeweiligen Kunden abhängen wird.
Aufschluss über die möglichen Einflussfaktoren auf diese positiven Einstellungen zur Nutzung kann durch die Betrachtung der folgenden Determinanten gewonnen werden.
4.1.3 Leistungserwartung
Die Leistungserwartung beschreibt das Ausmaß, in dem der Nutzer glaubt, dass eine Technologie ihm hilft, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Für diese Kategorien wurden 114 Textstellen kodiert und die Unterkategorien wahrgenommene Nützlichkeit, Kampagnenperformance und Systemperformance berücksichtigt.
Die Aussagen zur wahrgenommenen Nützlichkeit von Funktionalitäten lassen insgesamt erkennen, dass die FlyAd DSP für die Befragten einen bestimmten Nutzen in ihrem Arbeitsalltag erfüllt und somit ihre Leistung steigert. Die Befragten gaben in Bezug auf die Nutzung der Kanäle für Werbekampagnen an, das System aktuell oder zukünftig für Digital Out Of Home Kampagnen (fünf Befragte), Connected-TV-Kampagnen (vier Befragte), Audiokampagnen (drei Befragte) und Drive to Store Kampagnen zu nutzen. Hinsichtlich der Nützlichkeit der Survey-Funktionalität erwähnten zwei der Befragten, dass diese ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl der FlyAd DSP zur Kampagnenaussteuerung war. Zur Targeting-Funktion des Systems wurden verschiedene Targetingoptionen als nützlich erwähnt, wie bspw. das Postleitzahlentargeting oder „GPS-Targeting“. Hinsichtlich der Funktionalitäten zur Erstellung von Berichten gaben fünf Personen an, ausschließlich das in die DSP integrierte Analytics-Tool zu nutzen, während zwei Personen dafür ausschließlich den Reportingtab nutzen. Drei der Befragten, die beide Tools nutzen, gaben an, dass die Wahl des Tools vom jeweiligen Vorhaben abhänge, wie folgende Äußerung verdeutlicht: „Ich würde sagen, Reportingtab wenn es so um einen schnellen Blick geht und Analytics wirklich, wenn ich mir Mal zehn Minuten mehr Zeit nehme und da eventuell was tiefer reingucken möchte“. Einige Befragten nutzen das Analytics-Tool ebenfalls für „[…] Forecast oder Dealanalyse […]“. Hinsichtlich der fehlenden Funktionen, die als nützlich erachtet werden, wurde die automatische Optimierung auf Performance mehrmals genannt, wie bspw.: „Ganz klar der Performancebereich, also das Fehlen von Optimierung auf Standardmetriken oder andere KPIs, die es im Online-Advertising einfach gibt oder bei programmatischen Kampagnen, sei es Cost per Conversion, Cost per Download, usw.“. Darüber hinaus wurden die „[…] Anbindung und Übersichtlichkeit“ von Drittdatenanbietern und das Dealtroubleshooting erwähnt, mithilfe dessen Nutzer schneller vermeintlich Fehlerquellen bei Nichtauslieferung identifizieren können. Schließlich wurde die Retargeting-Möglichkeit für Multichannel-Kampagnen als nützliche Funktion genannt: „Also quasi die Leute, die schon einmal mit DOOH [Digital Out Of Home] erreicht wurden, eben nochmal konkret mit dem anderen Channel erreicht werden können.“
Die Unterkategorie Kampagnenperformance beeinflusst auch die Leistungserwartung und beinhaltet Aussagen hinsichtlich angestrebter Kampagnenziele bei der Nutzung der FlyAd DSP. Zwei Teilnehmer äußerten, dass die Festlegung des Kampagnenzieles „[…] total individuell kundenbezogen […]“ ist. Zusätzlich sei das Ziel von der Art der Werbekampagne abhängig, wie bspw. bezüglich der DOOH-Kampagnen: „[…] bei DOOH haben wir als Basis auch immer nach wie vor die Bruttokontakte, sprich Zielgruppenkontakt oder irgendwas können wir ja gar nicht ausweisen“. Ungefähr die Hälfte der Befragten nutzt die FlyAd DSP bevorzugt für Reichweitengenerierung als Kampagnenziel. Sechs Teilnehmer gaben an, die FlyAd DSP für die Erreichung bestimmter programmatischer Kennzahlen einzusetzen: „Also unsere Kunden haben meistens, also wenn es Display ist, eine Klickrate als Ziel“. Jedoch gab es auch negative Äußerungen hinsichtlich der Erreichung von Kennzahlen wie „Performance im Hinblick auf Cost per X, also Cost per Conversion, Cost per irgendwas, auch CPC ist es nicht so optimal, um ehrlich zu sein“.
Für die Unterkategorie Systemperformance, die sich auf die Ladegeschwindigkeit der FlyAd DSP beziehen, wurden nur fünf Aussagen kodiert. Vier Befragten äußerten sich positiv hinsichtlich der Ladezeiten der Software, wie z. B.: „Es ist schnell, es funktioniert, es läuft, wenig Ladezeiten, wenig technische Probleme“. Nur ein Nutzer verwies auf ein technisches Problem beim Klick der Datenanzeige.
4.1.4 Aufwandserwartung
Die Aufwandserwartung beschreibt den Grad der Leichtigkeit bei der Nutzung einer Technologie und beeinflusst die Absicht zur Nutzung eines Systems. Für diese Kategorie wurden 53 Textstellen kodiert und die deduktiven Unterkategorien als einfach empfundene Aspekte, wahrgenommene Schwierigkeiten und Einschätzung des eigenen Wissens bezüglich der FlyAd DSP berücksichtigt.
Hinsichtlich der als einfach empfundenen Aspekte wurden verschiedene Funktionen genannt. Die Wahrnehmung der Kampagnenerstellung mit der FlyAd DSP weist zwei Tendenzen auf: während vier der Teilnehmer das Aufsetzen einer Kampagne als etwas unübersichtlich und ein Teilnehmer als sehr zeitaufwändig empfinden, beschreiben fünf der Teilnehmer die Kampagnenanlage als intuitiv wie bspw. „[…] die Anlage Schritt für Schritt ist gut“ oder „[…] da sind wir die Usability von DSPs durchgegangen und [FlyAd] DSP ist auf jeden Fall mein Favorit, was die Usability angeht“. Ein Nutzer erwähnte die Möglichkeit des Kopierens von Einstellungen. Ein anderer Nutzer hob den Auslieferungskalender sowie die Zuordnung eindeutiger IDs zu spezifischen Kampagnenelementen positiv hervor. Der Großteil der Befragten verblieb bei allgemeineren Aussagen, wie bspw. „[…] recht simple Handling […]“.
In Bezug auf die wahrgenommenen Schwierigkeiten wurden verschiedene Designaspekte angesprochen. Beispielsweise haben zwei Befragten die Unterbringung des Anlegens eines neuen Advertisers unter dem Reiter Lists genannt, wie bspw.: „Was manchmal ein wenig […] ungewöhnlich ist, dass ich […] erst einmal den Advertiser woanders anlegen muss, da der praktisch unter Targeting zu finden ist“. Des Weiteren haben drei Teilnehmer die Darstellung der Kampagnenübersicht und vier Teilnehmern die ungleichmäßige Auslieferung des Kampagnenbudgets angesprochen. Ebenfalls als schwierig wurde von sieben Teilnehmern die „[…] Creativeerstellung plus Logik von Tracking hinterlegen bei den Creatives […]“ wahrgenommen.
Hinsichtlich der Einschätzung des eigenen Wissens bezüglich der [FlyAd] DSP schätzen drei Befragte ihr Wissen „[…] so Mittel […]“ ein, während die Mehrheit ihr Wissen als „[…] schon ziemlich gut […]“ einstufte. Sieben Befragte ordneten ihr Wissen teils proaktiv auf einer Skala von 1–10 zwischen sieben und neun ein. Keiner der Befragten schätzte sein Wissen als schlecht ein.
4.1.5 Sozialer Einfluss
Der soziale Einfluss beschreibt das Ausmaß des Einflusses von Personen, die für den Nutzer von Bedeutung sind, wenn diese die Nutzung eines Systems befürworten. Für diese Kategorie wurden 21 Textstellen kodiert und die deduktiven Unterkategorien Arbeitskollegen und Arbeitgeber gebildet. Die beiden Mitarbeiter des Technologieanbieters wurden für diesen Aspekt nicht berücksichtigt, da davon ausgegangen wurde, dass der Arbeitgeber die Nutzung der FlyAd DSP befürwortet.
Hinsichtlich der Einstellung des Arbeitgebers äußerte sich eine Person sehr positiv. Drei Personen gaben an, diese Entscheidung selbst zu treffen oder die Entscheidung des Arbeitgebers dahingehend maßgeblich zu beeinflussen und äußerten bspw.: „Mein Arbeitgeber richtet sich nach meiner Meinung, weil mein Arbeitgeber […] gar nicht so viel damit zu tun [hat]“. Weitere zwei Personen, die Entscheidungsträger sind, betonnten, dass sie dafür verantwortlich sind, wie bspw.: „[…] muss ich mir auch selbst ein bisschen an die Nase packen, dass ich das da ein bisschen weiter vorantreibe […]“. Drei weitere Befragte gaben an, nichts über die Einstellung ihres Arbeitgebers hinsichtlich der Nutzung der FlyAd DSP zu wissen.
Bezüglich der Einstellung ihrer Arbeitskollegen vermuteten sechs der Befragten eine positive Einstellung der Arbeitskollegen hinsichtlich der FlyAd DSP und gaben unter anderem an, dass ihre Arbeitskollegen die FlyAd DSP „[…] mega […]“ finden und „[…] zufrieden […]“ sind. Zwei Teilnehmer erwähnten Unsicherheiten bei den Kollegen. Ein Teilnehmer führte die Unsicherheit darauf zurück, dass „[…] wenn sie was gemacht haben, dass sie sich dann auch immer das nötigste gemacht haben und sich aber nicht mehr mit der DSP tatsächlich beschäftigt haben“. Der andere Teilnehmer erwähnte, dass die Einstellung der Arbeitskollegen durch als schlecht empfundene Click Through Rate-Werte in der Kampagnenperformanz negativ beeinflusst werde.
4.1.6 Erleichternde Bedingungen
Erleichternde Bedingungen, die sowohl die Nutzungsabsicht als auch das tatsächliche Nutzungsverhalten beeinflussen, beschreiben den Grad, zu dem eine Person glaubt, dass technische und organisatorische Rahmenbedingungen existieren, die die Nutzung eines Systems unterstützen. Für diese Kategorie wurden 31 Textstellen kodiert und die deduktiven Unterkategorien organisatorische Infrastruktur und technische Infrastruktur gebildet.
Bei der organisatorischen Infrastruktur handelt es sich um die Frage, an wen sich die Befragten wenden, wenn sie Hilfe bei der Arbeit mit der FlyAd DSP benötigen. Alle Befragten, die Kunden des Softwarenbieters sind, gaben an, dass sie die Mitarbeiter des Anbieters kontaktieren, wenn sie Hilfe benötigen. Die zwei Mitarbeiter des Technologieanbieters gaben an, dass sie sich bei Problemen mit der Software zuerst an ihre direkten Kollegen wenden. Wenn dort keine Abhilfe geschaffen werden kann, steht den Mitarbeitern ein internes Supportteam zur Verfügung, das eng mit dem Entwicklungsteam verknüpft ist. Sollte dann immer noch keine Lösung gefunden worden sein, gab ein Teilnehmer an, dass „[…] es dann eben Richtung Productteam (Produktverantwortliche) eskaliert wird, je nachdem“.
Als technische Infrastruktur zur Hilfeleistung kann das integrierte Helpcenter genutzt werden. Alle Befragten wussten entweder direkt oder nach einem kurzen Blick in die FlyAd DSP während des Interviews, wo das Helpcenter zu finden ist. Vier Befragte gaben an, das Tool bei ihrer Arbeit zu nutzen, während eine weitere Person den Nutzen eher für die Einarbeitung neuer Kollegen sieht, damit diese „[…] schonmal einen ersten Überblick haben […]“. Jedoch ist diesen positiven Aussagen gegenüberzustellen, dass von den neun Befragten mit Erfahrungshorizonten von 3 Monaten bis 3,5 Jahren lediglich eine Person angab, das Helpcenter bei der Arbeit mit dem System regelmäßig zu nutzen. Die anderen acht Befragten gaben an, dass sie zwar wissen, wo das Helpcenter zu finden ist und es schon einmal genutzt haben, es jedoch nicht nutzen würden, da es nicht ausreichend Informationen enthält, wie die Aussage verdeutlicht: „Ja, das Thema ist da halt einfach, dass jede Kampagne halt so individuell ist, dass du die individuellen Probleme gar nicht in so einem Sammelsurium von Q&As in so einem Center abbilden kannst […]“. Ein weiterer Teilnehmer, der bedenklich hinsichtlich der Aktualität des Helpcenters war, nutzte das Tool lediglich „[…] bei so Geschichten, die sich nicht so häufig ändern […]“ und erwähnte, dass er das Gefühl habe, dass es schneller gehe, wenn er dazu mit einem Mitarbeiter des Softwareanbieters sprechen würde.
4.1.7 Hedonistische Motivation
Die hedonistische Motivation beschreibt den Spaß, der sich für ein Individuum aus der Verwendung einer Technologie ergibt. Für diese Kategorie wurden 12 Textstellen kodiert und keine Unterkategorien gebildet. Elf der Befragten gaben an, Spaß bei der Nutzung der DSP zu empfinden. Eine Person äußerte, dass sie das derzeit nicht beurteilen könne, mit der Begründung: „[…] die Nutzung ist halt aktuell zu wenig dafür“. Fünf der Teilnehmer, die grundsätzlich Freude bei der Nutzung der FlyAd DSP empfanden, erwähnten auch, dass es „[…] ein Paar Knackpunkte gibt“, die den Spaß reduzieren.
4.1.8 Gewohnheit
Die Gewohnheit, die sowohl die Nutzungsintention als auch das tatsächliche Nutzungsverhalten beeinflusst, gibt das Ausmaß an, in dem Menschen glauben Verhaltensweisen aufgrund von bereits Erlerntem automatisch ausführen zu können. Für diese Kategorie wurden 12 Textstellen ohne Unterkategorien kodiert.
Alle Teilnehmer schätzten den Ablauf ihrer Arbeit mit dem System als weitestgehend routiniert und automatisiert ein, wie bspw.: „[…] man weiß, wo man Sachen einstellen muss, man weiß, wo Sachen hinterlegt sind, […] wo man Targetinggeschichten anschauen muss […]“. Zwei Teilnehmer äußerten, dass ihre Routine auch von der Regelmäßigkeit der Nutzung des Systems beeinflusst wird, wie bspw.: „[…] Also klar, es kommt natürlich auf die Regelmäßigkeit drauf an, wenn man vier oder fünf Monate keine [FlyAd] DSP-Kampagne hatte, dann macht man es natürlich ein bisschen langsamer […]“. Einige Nutzer profitieren von ihren Erfahrungen mit vergleichbaren Systemen, wie die Aussage verdeutlicht: „Ja, da ich schon Vorerfahrung in DSPs und der Nutzung von DSPs habe, ist das jetzt nicht so schwer mich auf die [FlyAd] DSP umzustellen […]“.
4.1.9 Moderatorvariablen
Schließlich sollen auch Moderatorenvariablen Alter, Geschlecht und Erfahrung betrachtet werden, die gemäß dem UTAUT‑2 Modell die Effekte der betrachteten Determinanten der Verhaltensabsicht und Nutzungsverhalten beeinflussen. In dieser Studie wurden 12 Personen (6 männlich, 6 weiblich) im Alter von 23 bis 37 befragt, jedoch lässt die geringe Anzahl der Befragten keine zuverlässigen Aussagen über den Einfluss von Geschlecht und Alter zu. Aufgrund der bereits geschilderten Erfahrungen der Teilnehmer mit der FlyAd DSP und den vergleichbaren Systemen kann ein Einfluss von Erfahrung auf die Verhaltensabsicht und das Nutzungsverhalten angenommen werden. Acht Teilnehmer gaben einen Erfahrungszeitraum von einem bis 3,5 Jahren mit der FlyAd DSP an, während ein Teilnehmer die FlyAd DSP bereits seit sechs Jahren kannte. Die Erfahrungen mit anderen DSPs variieren zwischen 2 und 9 Jahren. Dabei werden von Befragten unterschiedliche DSPs erwähnt, wie Active Agent, DV360, The Tradedesk, Xandr, Amazon DSP und Yahoo, die teilweise parallel zur FlyAd DSP benutzt werden. Die Einflüsse der Erfahrung werden im Folgenden im Kontext vom UTAUT-2-Modell näher betrachtet.
4.2 Kernerkenntnisse der Studie
Nach dem UTAUT-2-Modell hängt das
Nutzungsverhalten von der Verhaltensabsicht und weiteren Faktoren ab. Die Ergebnisse hinsichtlich des Nutzungsverhaltens zeigen, dass die FlyAd DSP von den Befragten regelmäßig genutzt wurde, und dass die Häufigkeit der Nutzung je nach Art und Anzahl der Werbekampagnen variiert. Bezüglich der
zukünftigen Nutzungsabsicht ist festzustellen, dass alle Befragten sich dazu positiv äußerten und Teilnehmer mit Entscheidungsbefugnis die Nutzung des Systems zukünftig sogar ausbauen wollen. Welche Einflussfaktoren diese positive Einstellung zur Nutzung des Systems beeinflussen, lässt sich – auch für die Zwecke der beiden Forschungsfragen – durch eine genauere Betrachtung der Ergebnisse zu den einzelnen Determinanten des UTAUT-2-Modells und zu Systemfunktionen erklären (vgl. Tab.
1).
Tab. 1
Zusammenfassung der Kernerkenntnisse in Bezug auf die Forschungsfragen
Besonderes beeinflussende Determinanten der Akzeptanz nach dem UTAUT-2-Modell | Leistungserwartung Aufwandserwartung Gewohnheit |
Besonders nützliche Funktionen einer DSP | In FlyAd DSP existierende Funktionen: Kanäle für Kampagnenausspielung Survey Targeting Analytics Weitere erwünschte Funktionen: Integration mit Datenanbietern/Datamarketplaces Retargeting Crosschannel Optimierung auf Performanceziele Dealtroubleshooting |
Die Ergebnisse der
Leistungserwartung, sowohl hinsichtlich der wahrgenommenen Nützlichkeit von Systemfunktionalitäten als auch hinsichtlich der Kampagnenperformance zur Erzielung von Kampagnenzielen (wie bspw. der Reichweiten- und Visitgenerierung) und Systemperformance bezgl. Ladezeiten, lassen insgesamt auf einen positiven Einfluss auf die Akzeptanz schließen. Die nähere Betrachtung der Teilaspekte der Leistungserwartung lässt auch leicht erkennen, wie die Funktionalitäten dabei wahrgenommen wurden. Hinsichtlich der
wahrgenommenen Nützlichkeit wurden die Kanäle DOOH, Connected-TV, Audio und mobile für die Kampagnenausspielung und die Möglichkeit der
Drive-to-Store-Kampagnen besonders hervorgehoben. Dies bestätigt auch das im Kap. 2 bereits erwähnte Kriterium von Schäfer und Weiss (
2016), dass nutzbare Kanäle ein besonderes Unterscheidungsmerkmal von DSPs sind. Auch die Aussagen zur
Survey-Funktionalität weisen eine positive Nützlichkeitsbewertung auf, da sie dem werbetreibenden Unternehmen zusätzliche Erkenntnisse durch die zusätzliche Generierung qualitativer Kennzahlen zur Werbewirksamkeit ermöglichen. Ebenso wurde die
Targeting-Funktion aufgrund der Granularität des GPS-Targetings und der Möglichkeit der Implementierung komplexeren Targetings als nützlich erachtet. Während die Verwendung des
Analytics-Tools eher positiv bewertet wurde, ist bezüglich der
Reporting-Funktionalität keine eindeutige Aussage über den Einfluss machbar, da die Reporting-Funktionalität als weniger nützlich für eine detaillierte Kampagnenanalyse eingestuft und überwiegend für den Einblick in allgemeineren Kampagneninformation in Betracht gezogen wird. Als möglicher negativer Wirkungsfaktor auf die Leistungserwartung ist das Fehlen einiger Funktionen zu nennen, die von Befragten als nützlich erachtet werden. Eine erwünschte Funktionalität betrifft die Integration weiterer Datenanbieter sowie eines Datamarketplaces, welche zu den, im Kap. 2 bereits erwähnten, typischen Funktionalitäten von DSPs gehört. Weitere Funktionalitäten betreffen die Retargeting-Möglichkeit für Multichannel-Kampagnen sowie die automatische Optimierung auf Performanceziele und das automatischen Dealtroubleshooting (zur Identifikation von Fehlerquellen bei Nichtauslieferung). Es ist wichtig hervorzuheben, dass bei der Wahrnehmung dieser funktionalen Defizite der FlyAd DSP die Erfahrungen der Befragten mit anderen DSPs eine besondere Rolle spielten. Daher kann verallgemeinernd angenommen werden, dass die genannten Funktionalitäten durchaus als nützliche Funktionen von DSPs zu betrachten sind.
In Bezug auf die Wirkung der
Aufwandserwartung auf die Nutzung lässt sich einerseits eine positive Nutzererfahrungen feststellen: die Nutzer fühlten sich aufgrund ihres Vorwissens sicher im Umgang mit der Software, und die Angaben zu als
einfach empfundenen Aspekten bestätigen, dass die Erstellung von Werbekampagnen grundsätzlich als positiv empfunden wurde. Andererseits deuten die Angaben zu den
wahrgenommenen Schwierigkeiten auf negative Wahrnehmungen hin, die sich teilweise auf systemspezifische Gestaltungsaspekte beziehen (z. B. die Anordnung der Anlage eines Advertisers oder die Übersicht über Werbekampagnen). Es ist auch an der Stelle wichtig, den Einfluss der Erfahrung besonders hervorzuheben, da oftmals ein direkter Vergleich zu der positiven Erfahrung in diesen Punkten mit anderen DSPs gezogen wurde, und dies die These bestärkt, dass die positive Erfahrung mit vergleichbaren Systemen die Wahrnehmung der FlyAd DSP in diesem Punkt maßgeblich beeinflusst, d. h. zu einer Verstärkung des Aufwandgefühls geführt haben. Insgesamt lässt sich auch aus dieser Studie – im Einklang mit den bisherigen Akzeptanzstudien (vgl. Venkatesh et al.
2012; Schwind und Yetim
2022) – schließen, dass Aufwandserwartungen einen besonderen Einfluss auf die Wahrnehmung und somit der Akzeptanz des Systems haben.
Ebenso lässt sich der besondere Einfluss von Gewohnheit auf die Nutzungsabsicht und das aktuelle Nutzungsverhalten aus den Angaben zur bisherigen Nutzungshäufigkeit leicht erkennen. Auch die Aussagen der befragten Nutzer, die durchaus darauf schließen lassen, dass sie sich an das System gewöhnt haben, zeigen, dass die erworbene Routine durch die Aufgaben beeinflusst wurde, die mit der FlyAd DSP oder mit anderen DSPs ausgeführt werden.
Bezüglich der weiteren Determinanten des UTAUT-2-Modells lassen sich aus der Studie mäßige bis keine signifikanten Wirkungszusammenhänge für die Akzeptanz ableiten. So zeigen die Ergebnisse der erleichternden Bedingungen (organisatorischer und technischer Infrastruktur), dass die Nutzer im Falle eines Problems bevorzugt auf die personelle Unterstützung durch die Mitarbeiter des Technologieanbieters zurückgreifen, während das Helpcenter als technische Infrastruktur oftmals nicht aktiv genutzt wird. Hinsichtlich des sozialen Einflusses ist festzustellen, dass der Einfluss des Arbeitgebers nur bedingt abzuleiten und aussagekräftig ist, da die Befragten teilweise die Meinung des Arbeitgebers selbst beeinflussen. Hingegen lässt sich eher auf einen positiven Einfluss der Arbeitskollegen schließen, da sie der FlyAd DSP überwiegend positiv gegenüberstehen. Schließlich kann auch der Einfluss der hedonistischen Motivation nicht zweifelsfrei festgestellt werden, weil die Angaben der Befragten teils auf die Empfindung von Spaß, teils auf „ein Paar Knackpunkte“ hinweisen, die den Spaß reduzieren.
Zusätzlich zu den im Zusammenhang mit den Forschungsfragen genannten Erkenntnissen soll auch eine zusätzliche Erkenntnis der Studie, nämlich der Einfluss der Erfahrung, besonders hervorgehoben werden, welcher für das verwendete Akzeptanzmodell von Bedeutung ist. Während die erste Version des UTAUT-Modells (Venkatesh et al.
2003) die moderierenden Effekte der Erfahrung zwischen der Leistungs- und Aufwandserwartung und der Nutzungsabsicht berücksichtigte, bleibt diese Wirkungsbeziehung in dem UTAUT-2-Modell (vgl. Abb.
1) unberücksichtigt. Die vorliegende Studie zeigt Einflüsse der Erfahrung bei der Wahrnehmung der Leistung und des Aufwandes, und steht im Einklang mit anderen Studien, wie z. B. Zaremohazzabieh
et al. (
2014), die diesbezüglich eine moderierende Wirkung der Erfahrung zeigen.