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14.04.2020 | Energienutzung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Heiztechnik wird sauberer, digitaler und erneuerbarer

verfasst von: Frank Urbansky

3:30 Min. Lesedauer

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Die Trends im Wärmemarkt sind eindeutig. Auf der abgesagten IFH in Nürnberg hätten in diesem Monat Filter, intelligente Einbindung in die Haustechnik und erneuerbare Energien im Fokus gestanden.

Die Wärmewende ist einer der Nachzügler der Energiewende. Das liegt vor allem an einen stark fragmentierten Markt, der politisch nur schwer zu regulieren ist. "Eine große Herausforderung des Einsatzes Erneuerbarer Energien im Wärmebereich […] sind die spezifischen Bedingungen des Wärmemarktes. Er ist durch eine sehr begrenzte Transportentfernung von Wärmeenergie sowie eine große Heterogenität geprägt. Dies bezieht sich auf individuelle Eigentümer und Betreiber, Anlagengrößen und Technologien, Gebäudetypen […] und Anwendungsfelder", beschreiben diese Gemengelage die Springer-Autoren Michael Nelles, Elena H. Angelova und Romann Glowacki auf Seite 5 ihres Zeitschriftenartikels Entwicklung der energetischen Biomassenutzung in Deutschland.

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01.11.2017 | Energie

Entwicklung der energetischen Biomassenutzung in Deutschland

Das Ziel der nachhaltigen Integration von Bioenergie in einem Energie- und Bioökonomiesystem der Zukunft kann nur gelingen, wenn die Bioenergie möglichst effizient, umweltverträglich und mit höchstmöglichem volkswirtschaftlichem Nutzen eingebunden wird.

Dabei ist der Einsatz erneuerbarer Energien nur ein Baustein in der Wärmewende. Andere wären die Verhinderung von Feinstaub-Emissionen beim Einsatz fester Biomasse – Stichwort Holzkaminöfen oder eine höhere Effizienz der Heiztechnik, etwa durch digitale Einbindung in die Haustechnik.

Feste Biomasse erzeugt Feinstaub

So muss auch ein Gegensatz kompensiert werden. Erneuerbare Energie im Wärmemarkt heißt heute vor allem feste Biomasse, also Holz. Sie deckt etwa 80 Prozent in diesem Bereich ab. Während in Brennwertkesseln etwa für Pellets oder Hackschnitzel sehr gute Emissionswerte für Feinstaub erreicht werden, ist dies bei Kaminöfen nicht der Fall. Deswegen bieten die Hersteller, und das wäre einer der wichtigsten Trends auf der abgesagten IFH intherm im April in Nürnberg gewesen, diese Geräte schon ab Werk mit Filtern an, entweder als Elektrofilter oder mit Lösungen aus Keramik. Verpflichtend ist eine solche Lösung aber bisher nicht. Verbraucher müssen sich bewusst dafür entscheiden.

Ein weiteres Segment erneuerbarer Wärme kämpft derzeit mit einem Rückgang: die Solarthermie. 2,4 Millionen Anlagen erzeugen derzeit deutschlandweit Solarwärme. Doch nur 71.000 kamen im letzten Jahr hinzu, so der Branchenverband BDH. Seit Jahren sind die Antragszahlen für diese Technologie rückläufig. Gemessen an der Kollektorfläche beträgt der Marktrückgang nach Angaben des Verbandes acht Prozent. Die Hersteller versuchen dem mit Kombigeräten und intelligenten Speichern entgegenzuwirken. Sie sollen sicherstellen, dass das Maximum der in einem Haus benötigten Wärme mittels Solarthermie erzeugt wird und lediglich ein Minimum mit einem meist konventionellen Erzeuger, in aller Regel Brennwerttechnik für Öl, Gas oder Pellets.

Politikversagen bei Gebäudesanierung

Doch ob dies den gewünschten Aufschwung bringt, ist fraglich. Denn noch nie wurde die Einbindung von Solarthermie so gut gefördert wie derzeit. Dennoch machen die Hausbesitzer davon wenig Gebrauch. Dies könnte auch an einer politischen Weichenstellung liegen, die schon lange überfällig wäre: die steuerliche Abschreibung energetischer Gebäudesanierung. Die wurde schon einmal in Angriff genommen und damals in einem Streit zwischen einzelnen Bundesländern und dem Bund zurückgenommen. Auch im derzeitigen Haushalt von Finanzminister Olaf Scholz sind keine Mittel dafür vorgesehen. Thorsten Herdan, im Bundeswirtschaftsministerium für die Wärmewende zuständig, sprach in diesem Zusammenhang auf der ISH von Politikversagen.

Andere Technologien profitieren jedoch von den aktuellen Gegebenheiten, insbesondere die Wärmepumpe. Derzeit dürften in Deutschland gut eine Million Stück dieser strombasierten Technologie installiert sein. Von Jahr zu Jahr nehmen zudem die Installationen zu, vorrangig jedoch im Neubau. 2018 wurden 84.000 Wärmepumpen verkauft, so der BDH – ein Plus von acht Prozent. Doch die gehen fast alle in den Neubau. Im Bestand hingegen dominiert weiterhin die Brennwerttechnik, insbesondere die für Erdgas. Von ihr wurden 2018 allein 492.500 Geräte abgesetzt – bei einem Gesamtabsatz über alle Wärmeträger hinweg von 732.000.

Doch auch diese Technologie kann mittels moderner digitaler Steuerung zur Wärmewende beitragen, und zwar in einem Home-Energie-Management-System (HEMS), das Effizienz- und Lastpotenziale erschließt. Er verknüpft Heiztechnik, Photovoltaik, Solarthermie, elektrische und thermische Speicher sowie E-Mobilität und lässt sich auch auf Bestandsgebäude übertragen. Denn hier liegt das Gros der Effizienzpotenziale brach.

"Der Erfolg der Wärmewende als Teil der Energiewende entscheidet sich bei den Bestandsgebäuden. Diese ca. 20 Mio. Gebäude gilt es in einer atemberaubenden Geschwindigkeit bis 2050 zu emissionsfreien Gebäuden zu sanieren. Das Energiekonzept der Bundesregierung verfolgt seit 2010 theoretisch dieses Ziel. Allerdings ist außer dieser Absichtserklärung seither nichts unternommen worden und bei den nationalen Emissionen keinerlei Fortschritt gemessen worden", beschreibt dies Springer Vieweg-Autor Stefan Oehler in seinem Buchkapitel Das Gebäude-Emissions-Gesetz (GEG-2050) auf Seite 188.

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