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2024 | Buch

Geotourismus

Inwertsetzung und Schutz unseres Geo-Erbes

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Über dieses Buch

Geotourismus, lange als eine Form des Nischentourismus betrachtet, hat sich zu einer nachgefragten Form des Thementourismus entwickelt. Im letzten Jahrzehnt erwies sich Geotourismus sogar als das am schnellsten wachsende Tourismussegment. Geoparks sind die wesentlichen Träger des Geotourismus. Sie sind keine zusätzliche Naturschutzkategorie, sondern eine Prädikatisierung für Gebiete, die ein herausragendes Geopotential aufweisen sowie eine Strategie zur nachhaltigen Regionalentwicklung. Ihre spezifischen Geotope und Geolandschaften (Geodiversität) nutzen sie für ein geotouristisches Standortmarketing. Über Geobildung wird Interesse für geotouristische Angebote geweckt und ein Bewusstsein für den Geotopschutz aufgebaut, der nach wie vor ein Stiefkind des Naturschutzes ist. Bereits seit dem Jahr 2000 besteht das Netzwerk der European Geoparks. In Deutschland können zusätzlich Nationale GeoParks anerkannt werden. 2015 wurde mit den UNESCO Global Geoparks eine weitere Kategorie von UNESCO Stätten – neben den Welterbestätten und den Biosphärenreservaten – ins Leben gerufen. Als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung sollen sie aufzeigen, wie Ziele der globalen Nachhaltigkeitsagenda 2030 auf kommunaler und regionaler Ebene umgesetzt werden können.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Geotourismus lange als eine Form des Nischentourismus betrachtet, hat sich zu einer nachgefragten Form des Thementourismus entwickelt. Im letzten Jahrzehnt erwies sich Geotourismus sogar als eines der am schnellsten wachsenden Tourismussegmente (Olafsdottir, 2019). Geoparks sind die wesentlichen Träger des Geotourismus.
Heidi Elisabeth Megerle
Kapitel 2. Tourismus, Natur und Landschaft
Zusammenfassung
Tourismus ist weltweit einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren, selbst in Krisenzeiten, und wird daher als Leitökonomie des 21. Jahrhunderts eingestuft. Sogar in einem wirtschaftsstarken Land wie der Bundesrepublik Deutschland spielt Tourismus ökonomisch eine bedeutende Rolle. Unter den Oberbegriff Tourismus fallen unterschiedlichste Reisearten und –formen.Nachhaltiger Tourismus berücksichtigt sowohl gegenwärtige als auch zukünftige ökologische, ökonomische und soziale Auswirkungen als auch die Interessen der TouristInnen, der GastgeberInnen und der Umwelt. Bei Naturtourismus ist das Hauptmotiv das Erleben von Natur und Naturphänomenen. Geotourismus kann als eine Form des Naturtourismus eingestuft werden, wobei auch Kulturtourismus bis hin zu Abenteuer- und Katastrophentourismus oder Tourismus der letzten Chance eine Rolle spielen können. Landschaft und Natur sind als Basis des (Natur-)Tourismus von hoher Bedeutung. Dieses Kapitel gibt einen kurzen Einblick in aktuelle Entwicklungen des Tourismus sowie in Diskussionen zu Natur und Landschaft als Basis für die folgenden Kapitel zur Inwertsetzung des Geo-Erbes. Stichwörter: Tourismus, Natur, Landschaft, nachhaltiger Tourismus,Naturtourismus.
Heidi Elisabeth Megerle
Kapitel 3. Das Geo-Erbe (Geoheritage)
Zusammenfassung
Der Begriff „Geo-Erbe“ ist im deutschen Sprachraum bislang weitgehend unbekannt. Im Gegensatz hierzu ist Geoheritage im englischen und französischen Sprachraum weit verbreitet und ein in der wissenschaftlichen Diskussion gängiger Begriff. Unter Geo-Erbe sind Geopotentiale zu verstehen, die im regionalen, nationalen oder sogar internationalen Rahmen bedeutsam sind und eine wichtige Funktion z.B. für Schlüsselphasen der Erdgeschichte, der Entwicklung des Lebens (u.a. paläontologische Fundstellen), aktueller geologischer Prozesse oder der wissenschaftlichen Forschung aufweisen. Geotope sind erdgeschichtliche Bildungen der unbelebten Natur, u.a. Aufschlüsse von Gesteinen, Böden, Mineralien und Fossilien. Im englischen Sprachraum wird häufig der Begriff geosite verwendet, der sowohl mit Geotop, ggf. aber auch mit Geostandort übersetzt werden kann. Geolandschaften im Sinne einer von Geofaktoren geprägten Landschaft sind die Basis geotouristischer Angebote.
Heidi Elisabeth Megerle
Kapitel 4. Geodiversität
Zusammenfassung
Im Gegensatz zur Biodiversität, einem inzwischen auch in der Alltagssprache weithin verwendeten Begriff, wird der Begriff Geodiversität erst seit den 1990er Jahren zur Beschreibung der Vielfalt der abiotischen Naturerscheinungen genutzt. Mehrere Milliarden Jahre Erdgeschichte haben zu einer Vielzahl unterschiedlichster Gesteins- und Mineralienarten, Oberflächenformen und geologischer Prozesse geführt, so dass Geodiversität global betrachtet kaum weniger beachtenswert ist als die Biodiversität. Ebenfalls im Gegensatz zur Biodiversität erfolgte lange keine systematische Erfassung der Geodiversität. Die mittlerweile angewandten verschiedenen nationalen und internationalen Methoden werden vorgestellt und diskutiert. Ebenfalls ausführlich behandelt werden die unterschiedlichen Werte des Geo-Erbes (geowissenschaftlich, ökologisch, ökonomisch bis hin zu kulturell und religiös-spirituell) sowie Geodiversitäts- und kulturlandschaftliche Leistungen (landscape services), angelehnt an den Ansatz der Ökosystemleistungen bis hin zur Berücksichtigung des Geo-Erbes in Kunst und Literatur.
Heidi Elisabeth Megerle
Kapitel 5. Geotourismus – Inwertsetzung des Geo-Erbes
Zusammenfassung
Geotourismus wurde als Begriff erstmalig in den 1990er Jahren geprägt und anfänglich sehr eng als Geologietourismus ausgelegt. Lange galt er als eine Form des Nischentourismus, hat sich aber mittlerweile zu einer nachgefragten Form des Thementourismus entwickelt. Im letzten Jahrzehnt erwies sich Geotourismus sogar als das am schnellsten wachsende Tourismussegment. Heute wird Geotourismus als eine Sparte des Naturthementourismus gesehen, der auf einer Erfassung, Aufarbeitung, Inwertsetzung und Vermarktung des breiten Themenspektrums der Erd- und Landschaftsgeschichte inklusive ihrer Wechselwirkungen zu Vegetation, Fauna, Kulturlandschaftsgeschichte und zur heutigen Landschaftsnutzung durch den Menschen basiert. Das Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die definitorische Eingrenzung des Geotourismus, seine historische Entwicklung, seine heutigen Ausprägungen, das geotouristische Potential sowie Zielgruppen, Akteure und die Vielfalt geotouristischer Angebote.
Heidi Elisabeth Megerle
Kapitel 6. Geoparks
Zusammenfassung
Geoparks sind die wesentlichen Träger des Geotourismus. Sie sind keine zusätzliche Naturschutzkategorie, sondern eine Prädikatisierung für Gebiete, die ein herausragendes Geopotential aufweisen sowie eine Strategie zur nachhaltigen Regionalentwicklung. 2000 wurde das Netzwerk der European Geoparks ins Leben gerufen. Seit 2002 können in Deutschland Nationale GeoParks anerkannt werden. Ende 2015 wurde mit den UNESCO Global Geoparks eine weitere Kategorie von UNESCO Stätten – neben Weltkulturerbe, Weltnaturerbe und Biosphärenreservaten – geschaffen. Das Kapitel erläutert die Geschichte der Geoparks, einschließlich des europäischen Netzwerkes, der Nationalen GeoParks in Deutschland und der UNESCO Global Geoparks. Ein besonderer Fokus wird auf die Ausgestaltung der Geoparks als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung gelegt sowie Aspekte wie Management, Finanzierung, Marketing und die Überlagerung von Geoparks mit verschiedenen Schutzgebietskategorien.
Heidi Elisabeth Megerle
Kapitel 7. Geotopschutz
Zusammenfassung
Während der Schutz der Biodiversität spätestens seit Inkrafttreten des entsprechenden Abkommens 1992 weitgehend unstrittig war, wurde der Schutz der Geodiversität lange Zeit als weniger relevant angesehen. Dies begann sich mit dem Beginn der Geopark-Bewegung zu ändern, da Geotopschutz hier ein implizites Ziel ist. Die IUCN änderte mittlerweile ihre Definition von Schutzgebieten, um abiotische Faktoren zu integrieren und legte 2020 umfassende Richtlinien für den Geotopschutz vor. In Deutschland ist bis zum heutigen Tag eine deutliche Diskrepanz zwischen dem Schutz der biotischen und der abiotischen Elemente zu verzeichnen. Selbst in der aktuellen Fassung des Bundesnaturschutzgesetzes findet sich weder der Begriff „Geotop“ noch „Geotopschutz“. Das Kapitel zeigt zuerst die Gefährdung und Vulnerabilität des Geo-Erbes und die Notwendigkeit zu seinem Schutz auf, um dann über die historische Entwicklung zur heutigen Situation des nationalen und internationalen Geotopschutzes inklusive möglicher Geotopschutzmaßnahmen zu gelangen.
Heidi Elisabeth Megerle
Kapitel 8. Geobildung – Umweltbildung im Geo-Bereich
Zusammenfassung
Unter Geobildung wird die Vermittlung geowissenschaftlicher Sachverhalte in formeller (Schule, Universität), als auch informeller Form (Laienpublikum) verstanden. Geobildung wurde über lange Zeit und teilweise bis heute gravierend vernachlässigt. Einerseits erfolgte, zumindest in Deutschland, lediglich eine sehr rudimentäre Einbindung in den Lehrplan der Schulen, gleichzeitig galt die informelle Vermittlung geowissenschaftlicher Inhalte lange als unwissenschaftlich und wies oft gravierende didaktische Mängel auf. Gute Geobildung ist essentiell zur Wertschätzung des Geo-Erbes und der Bedeutung der Geowissenschaften für vielfältige Aspekte des täglichen Lebens (Umwelt- und Naturschutz, Ressourcennutzung, Klimawandel etc). Das Kapitel zeigt die Notwendigkeit der formellen und informellen Geobildung auf, auch als Teilbereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), stellt die Zielgruppen, Akteure und Formen der Geobildung dar und befasst sich ausführlich mit Qualitätskriterien für erfolgreiche Geobildungsangebote.
Heidi Elisabeth Megerle
Kapitel 9. Nachhaltigkeit
Zusammenfassung
Geoparks werden von der UNESCO als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung gesehen, die mit Hilfe eines ganzheitlichen Konzeptes Schutz und regionalökonomische Wertschöpfung in einem umfangreichen bottom-up Partizipationsprozess verbinden und für die regionale Verankerung und Umsetzung der SDGs (Sustainable Development Goals) eine Vorbildfunktion übernehmen können. Geoparks sollen an tragfähigen Zukunftsoptionen für die Region arbeiten und globale gesellschaftliche Herausforderungen aufgreifen, wie die Endlichkeit natürlicher Ressourcen und den Klimawandel. Das Kapitel erläutert die Umsetzung relevanter SDGs sowie der drei Nachhaltigkeitssäulen Ökonomie, Ökologie und Soziales in Geoparks. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Umgang mit Übertourismus.
Heidi Elisabeth Megerle
Kapitel 10. Besondere Formen des Geotourismus
Zusammenfassung
In Kapitel 10 werden besondere Geotourismusformen näher beschrieben. Vulkantourismus ist sowohl in Regionen mit aktiven Vulkanismus (Fallbeispiele Hawaii und Island) als auch in Regionen mit erloschenem Vulkanismus möglich (Fallbeispiele Vulkaneifel, Schwäbische Alb, Auvergne). Insbesondere aktive Vulkangebiete ziehen, trotz der Risiken, eine Vielzahl an BesucherInnen an. Bei Regionen mit erloschenem Vulkanismus liegt die Herausforderung in adäquaten Vermittlungsformen. Auch Karstlandschaften sind beliebte Tourismusdestinationen. Dies betrifft sowohl Vollformen des tropischen Karsts (Turm- und Kegelkarst) als auch Höhlen, Kalktuff- und Kalksinterbildungen. Höhlen gehören zu den wichtigsten geotouristischen Attraktionen weltweit. Gletschergebiete haben eine hohe geowissenschaftliche Bedeutung, aktuell insbesondere als Zeugen von Klimaveränderungen. Letzteres führt zu einer hohen touristischen Nachfrage im Kontext des Tourismus der letzten Chance. Mineralien und Fossilien können ebenfalls ein hohes touristisches Anziehungspotential besitzen. Dies gilt insbesondere für Dinosaurier. Daher werden zahlreiche Dinosaurierfundstellen geotouristisch in Wert gesetzt. Auch Wasser (u.a. Quellen), Urgeschichte und Regionen der Rohstoffgewinnung bieten geotouristisches Potential. Abschließend wird Geotourismus im urbanen Raum thematisiert.
Heidi Elisabeth Megerle
Kapitel 11. Fazit und Ausblick
Zusammenfassung
Geopark und Geotourismus einschließlich aller Aspekte der Inwertsetzung unseres Geo-Erbes sind, trotz historischer Vorläufer, vergleichsweise jung. Erst zu Beginn der 2000er Jahre wurde das Netzwerk der Europäischen Geoparks initiiert; UNESCO Global Geoparks werden offiziell erst seit 2015 anerkannt.
Heidi Elisabeth Megerle
Backmatter
Metadaten
Titel
Geotourismus
verfasst von
Heidi Elisabeth Megerle
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-42200-4
Print ISBN
978-3-658-42199-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-42200-4