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2023 | OriginalPaper | Buchkapitel

9. Geschlecht im Arbeitsleben – Macht, Aussehen, Ausdrucksverhalten

verfasst von : Barbara Kuchler

Erschienen in: Organisationale Machtbeziehungen im Wandel

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Die Ungleichbehandlung von Frauen im Arbeitsleben hat vielerlei Ursachen. Eine davon ist die in unserer Gesellschaft etablierte Kleider- und Aussehensordnung, die Frauen die schwerpunktmäßige Zuständigkeit fürs Gutaussehen zuweist. Männer sind im Arbeitsleben, und sonst, oft vergleichsweise unauffällig und mehr oder weniger „uniformiert“ gekleidet, und besondere Kennzeichen wie Marken und teure Qualität lenken die Aufmerksamkeit mehr auf Status als auf die individuelle Körpererscheinung. Dagegen sind Frauenmode sowie Schmuck- und Kosmetikstandards so angelegt, dass sie die Aufmerksamkeit auf den Körper und die individuellen Stilentscheidungen von Frauen lenken. Dies lädt – auf der Ebene objektiver Interaktionssignale, nicht unbedingt subjektiver Absicht – die Berufsteilnahme von Frauen mit dem Double Bind oder der widersprüchlichen Doppelbotschaft auf: „Ich sehe zwar super aus, aber ich will auf keinen Fall auf mein Aussehen hin beurteilt werden!“

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Fußnoten
1
Diese Formulierung entnehme ich – vielleicht nicht ganz wörtlich, aber auch nicht sehr verzerrt – einem Post, den ich einmal auf LinkedIn gelesen habe. Ähnliche Äußerungen waren häufig in den Kommentaren zu meinem #OhneMich-Artikel zu lesen (Kuchler, 2017a, b), etwa: „Statt dass uns vorgeschrieben wird, was wir anziehen sollen, sollte es einfach egal sein, was jemand anhat. Egal, ob jemand Minirock oder Hose trägt, flache Schuhe oder Absätze – das sollte keinen Unterschied machen für die Frage, wie man wahrgenommen wird, wie man behandelt wird und wie weit man es im Job bringt.“
 
2
Die Ärmel von Männer-T-Shirts enden praktisch und funktional in der Mitte des Oberarms, unauffällig und locker fallend – ein Schnitt, der weder erotisch noch sonstwie blickziehend ist. Die Möglichkeit der Präsentation von Körperreizen (Bizeps), was sei’s durch geringere Länge, sei’s durch hautenge Stoffe bewerkstelligt werden könnte, wird nicht genutzt.
 
3
Hierzu eine persönliche Anekdote. Bei meinem ersten und einzigen Fernsehauftritt war die Maskenbildnerin, vorsichtig gesagt, erstaunt angesichts meines Gesichts, das sich ihr mit ungezupften Augenbrauen und ohne jede Anmutung von Schminke oder Gesichtscreme darbot. Sie hat sich nur mühsam davon abhalten lassen, mein Gesicht in allerlei Hinsichten zu verschönern – „Aber ein bisschen Farbe auf die Lippen wäre doch schön!“ –, und war nur mit einigem Überzeugungsaufwand dazu zu bringen, mir nicht mehr Maske angedeihen zu lassen, als sie auch einem Mann geben würde. Ähnliche Erfahrungen macht wohl die Schauspielerin Kate Winslet, die inzwischen für ihren außergewöhnlichen Mut gefeiert wird, sich ohne Schminke in der Öffentlichkeit zu zeigen. Es gibt spezielle Hashtags dazu wie #nofilter und #nomakeup, die für Männer undenkbar wären und ex negativo die Stärke der Schminknorm für Frauen erweisen.
 
4
Die grüne Kleidung von Jägern ist von rein expressivem Wert und hat keinerlei instrumentellen Wert. Unter instrumentellen oder Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten müssten Jäger vielmehr rote oder orange Kleidung tragen, erstens weil Wildtiere Rottöne schlecht sehen können, während sie Grüntöne sehr gut sehen können, und zweitens weil Rot den Jäger vor versehentlichem Erschossenwerden schützt.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Geschlecht im Arbeitsleben – Macht, Aussehen, Ausdrucksverhalten
verfasst von
Barbara Kuchler
Copyright-Jahr
2023
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-42092-5_9

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