Primäre Zielgruppen der Insurtechs sind technikaffine Kunden sowie die so genannte Generation Y der 18- bis 34-Jährigen. Denn diese wollen einfache, agile und personalisierte Finanz- und Versicherungsprodukte. 42 Prozent der Technikfans und 36 Prozent der Generation-Y-Kunden sind laut Studie grundsätzlich bereit, zusätzliche Versicherungsprodukte einzukaufen, verglichen mit 29 Prozent der Älteren und 20 Prozent der Technik-Skeptiker.
Klassische Versicherer haben noch einen Vertrauensbonus
Diese wichtigen Zielgruppen sind jedoch nicht einfach zu bedienen, denn sie tendieren dazu, den Anbietern gegenüber wenig loyal zu sein. Versicherer sollten daher vor allem die Beziehung zu den jungen und technikbegeisterten Versicherungskunden über deren jeweils präferierte digitale Kontaktpunkte ausbauen und pflegen, so die Empfehlung der Studienmacher.
Die Studie, die Daten und Antworten von über 8.000 Versicherungskunden in 21 Versicherungsmärkten enthält, bestätigt auch: Kunden sind bislang noch nicht bereit, sich vollkommen von ihren traditionellen Versicherern zu lösen: Vor allem
- Sicherheit und Betrugsschutz (45,9 Prozent),
- Markenwiedererkennung (43,7 Prozent) und
- die persönliche Interaktion (41,6 Prozent)
gelten weiterhin als starke Domänen der klassischen Versicherungsunternehmen. Auch genießen sie mit 39,8 Prozent gegenüber 26,3 Prozent bei Insurtechs weiterhin größeres Vertrauen bei Verbrauchern.
Versicherer müssen sich an neue Technologien anpassen und dynamisch, kollaborativ und agil sein, um diese Marktveränderungen mitzutragen"
Quelle: Aus dem World Insurance Report 2017
Die Versicherer sollten in Zukunft einen aggressiveren Ansatz wählen, um die Kundenerwartungen zu erfüllen und eine stärkere Zusammenarbeit mit den Start-ups suchen, raten die Experten. Dieser Prozess scheint auch in Gang zu kommen, denn 75 Prozent der über 100 befragten Führungskräfte glauben, dass sie mithilfe der Möglichkeiten der Insurtechs die Bedürfnisse ihrer Kunden besser bedienen können. Und mehr als die Hälfte (52,7 Prozent) gibt auch zu, bei der Entwicklung personalisierter Produkte von den Insurtech-Fähigkeiten zu profitieren.
Partnerschaft nützt beiden Seiten
Dr. Uwe Korte, Leiter Business & Technology Versicherungen bei Capgemini in Deutschland, kommentiert: "Versicherern, die der Insurtech-Bewegung erfolgreich begegnen wollen, bleibt eigentlich nur eines: Partnerschaften. Sie sind ein neues Lieblingsthema der Branche, denn beide können vom jeweils anderen profitieren."
Die Versicherer könnten lernen, Blockaden, wie veraltete Systeme und papierbasierte Prozesse, zu überwinden. Im Umkehrschluss könnten Insurtechs mit Hilfe der Versicherer Startschwierigkeiten wie hohe Akquisitionskosten meistern oder Erfahrungsdefizite beim Risikomanagement ausgleichen. Neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und die Blockchain seien die Katalysatoren der Insurtech-Revolution. Der Report rät Versicherern daher, Innovationsinvestitionen auf Basis einer synergetischen Technologiestrategie zu priorisieren, um das Dilemma der richtigen Innovationsausgaben zu lösen. Der Einfluss der Insurtechs werde mit der Zeit weiter steigen. Das nehme Versicherer in die Pflicht, eine umfassende, vielseitige Antwort zu formulieren.
Mit erfolgreichen Kooperationen zwischen Fintechs, Insurtechs oder Regtechs mit Banken sowie Versicherern beschäftigte sich auch die 3. Konferenz für Finanztechnologie am 13. September 2017 in Frankfurt am Main. Sie wurde von Bankmagazin, Versicherungsmagazin und dem Center for Financial Services der Goethe-Universität Frankfurt veranstaltet. Dabei wurde deutlich, welche Geschäftsmodelle funktionieren und welche eher nicht und wie sich die Fintech-Szene inzwischen weiterentwickelt hat. Ausführliche Berichte, Meinungen und Bilder vom Fintech-Event finden Sie hier:
Lieber gemeinsam agieren
Besser eigene Ideen entwickeln
Bilder von der Finanztechnologie-Konferenz 2017