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27.02.2023 | Wirtschaftspolitik | Nachricht | Online-Artikel

KfW-Volkswirte erwarten ab Sommer "flachen Wachstumspfad"

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

2:30 Min. Lesedauer

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Ab dem Sommer könnte Deutschland wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren, obwohl dieser laut KfW Research nur schwach ausgeprägt ausfallen wird. Inflationsbedingte Kaufkraftverluste und der Energiepreisdruck werden Wirtschaft und Verbraucher 2023 dennoch weiter beschäftigen.

"Die deutsche Wirtschaft kann sich im anhaltenden Krisenumfeld besser behaupten als noch vor wenigen Monaten befürchtet, ein steiler Konjunkturabsturz bleibt wohl aus", kommentiert KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib den aktuellen "KfW-Konjunkturkompass Winter" von Ende Februar 2023. "Gegenüber unserer Herbstprognose revidieren wir unsere Konjunkturprognose um 0,7 Prozentpunkte nach oben." Im Hinblick darauf, dass 2023 zwei Arbeitstage weniger zur Verfügung stehen als 2022 und allein diese Fluktuation der Arbeitstagezahl 0,2 Prozentpunkte Wachstum kostet, "entspricht unsere neue Prognose materiell einer Stagnation im laufenden Jahr."

Beim BIP "geringfügige Schrumpfung" erwartet

Nach dem schwachen Jahresstart dürfte die Wirtschaft ab dem Sommer auf einen " zunächst wohl eher flachen Wachstumspfad zurückfinden", heißt es Für das Gesamtjahr 2023 prognostiziert KfW Research eine geringfügige Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozent (Vorprognose: minus 1,0 Prozent). Im Jahr 2024 dürfte die Wirtschaftsleistung um 1,0 Prozent zulegen (Erstprognose).

Bereits im Januar hatte Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in München, vor Journalisten in Frankfurt festgestellt, dass die "Energiepreise nicht so stark gestiegen" seien wie erwartet. Zudem sei es der Europäischen Zentralbank (EZB) gelungen, die "langfristigen Inflationserwartungen" einzudämmen, erklärte Schnitzer. 

Zumindest die Befürchtung eines tiefen wirtschaftlichen Einbruchs wie in der Finanzkrise 2009 oder bei Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahr 2020 habe sich laut der Geschäftserwartungen im KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zerstreut. "Wohl auch, weil die Gefahr einer Erdgasmangellage für diesen Winter gebannt ist". Die Preise an den Märkten für Erdgas, Erdöl und Strom seien gegenüber den Hochs im Sommer 2022 zurückgegangen. Außerdem dämpfen die Preisbremsen für Gas, Fernwärme und Strom die Belastungen für die privaten Haushalte. Dennoch bleiben die Energiekosten im Vergleich zu den Jahren zuvor "dauerhaft spürbar höher". 

Konsumausgaben 2023 rückläufig

Dieser Preisdruck werde entlang der Wertschöpfungskette auf Konsumgüter wie insbesondere Lebensmittel weitergegeben. Die Folge sind deutlich höhere Lebenshaltungskosten. Die Inflation, die im Herbst 2022 ihren Höhepunkt überschritten hatte, bleibe trotz einer stabilen Arbeitsmarktentwicklung und höherer Nominallöhne vorerst ein Belastungsfaktor und führe 2023 voraussichtlich zu rückläufigen Ausgaben privater Haushalte. Erst 2024 rechnen die KfW Volkswirte "bei dann wohl wieder positiver Reallohnentwicklung mit einer Erholung des privaten Konsums". 

Die inflationsbedingten Kaufkraftverluste und der energiepreisbedingte Kostendruck in den Unternehmen seien in allen Mitgliedsländern der Europäischen Währungsunion deutlich spürbar. Allerdings konnten insbesondere große Länder wie Frankreich, Italien und Spanien im Verlauf des vergangenen Jahres mehr konjunkturellen Schwung aufbauen als Deutschland. Sie profitierten unter anderem von einer kräftigen Erholung im Sommertourismus und waren "weniger dem im Verarbeitenden Gewerbe wehenden Gegenwind ausgesetzt".

Weiterer Kriegsverlauf beeinflusst Prognosen

Der Krieg in der Ukraine, vor allem seine Dauer und Intensität, sorge auch weiterhin für eine erhöhte Prognoseunsicherheit, heißt es im Konjunkturkompass. "In unserer Prognose haben wir einen sich lange hinziehenden, auf das Gebiet der Ukraine beschränkt bleibenden Abnutzungskrieg mit erheblichen Verlusten auf beiden Seiten und auf absehbare Zeit ohne klaren militärischen Sieger unterstellt", betont KfW Research. Doch es seien auch andere Szenarien des Kriegsverlaufs denkbar, die zu abrupten und deutlichen Prognoserevisionen führen können - und zwar in beide Richtungen.

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