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2024 | OriginalPaper | Buchkapitel

18. Aufmerksamkeit

verfasst von : Alois Hahn

Erschienen in: Horizonte der Kommunikation

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Mindestens seit Max Weber wird der Soziologie die Aufgabe zugewiesen, gesellschaftliche Vorgänge zu „verstehen“. Das setzt voraus, dass menschliches Handeln und Erleben, dass Bewusstsein und Kommunikation „sinnhaft“ operieren. Damit ist zunächst nur gemeint, dass Handeln sich von bloßem Verhalten dadurch unterscheidet, dass sowohl die Handelnden selbst als auch ihre Partner mit dem äußeren Geschehen einen Sinn, eine Intention verbinden.

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Fußnoten
1
Für die Literaturwissenschaft hat Ulrich Schulz-Buschhaus (1996: 327 f.) hierfür deutliche Worte gefunden: „Je mehr den Literaturwissenschaftlern bewußt wird, sich auf einem Markt statt vor den Ansprüchen eines disziplinären Kanons behaupten zu müssen, um so mehr dringt auch Reklame in ihre Schriften und Auftritte ein. [ ...] Zu den Attitüden, die eine solche Einstellung manifestieren, gehören auf einer grundsätzlichen Ebene der imponierende Gestus von ‚apodiktischen statements‘ und die Tendenz zur ‚Verallgemeinerung‘ eines jeden, auch des partikularen Befunds; Züge, welche im Konkurrenzkampf der Theorien selbst dort auftreten, wo sie – wie bei Paul de Man – nach dem spezifischen Gehalt der Theorie an sich auf keinen Fall auftreten dürfen“. Übertreibungen, „catch-words“, „overinterpretations“ und die Exzessivität der Thesen dienen hier ähnlich wie überoptimale Attrappen in einem Lorenzschen Tierversuch als Verstärker von Aufmerksamkeit. Den gleichen Zweck erfüllen häufig auch Neuartigkeitsfiktionen. Da die Innovationsressourcen nicht ausreichen, muss man Altes für neu ausgeben oder durch Verrätselung der Texte Neuigkeit der Gedanken suggerieren. Allein die schiere Fülle des Angebots erleichtert auch wieder solche Strategien. Gerade weil niemand alles lesen kann, ist stets damit zu rechnen, dass zumal ältere Einsichten längst vergessen sind und ungestraft als Neuheiten vermarktet werden können. Das Vergessen stellt – so gesehen – geradezu eine lebenswichtige Funktion für das auf ständige Neuheit angewiesene Wissenssystem dar.
 
2
Die Avantgarde muss, um es zu bleiben, postavantgardistisch werden (vgl. Schulz-Buschhaus 1995b). Als besonders eindrucksvollen Beleg verweist er in diesem Kontext auf die Romane von Umberto Eco: „Ich denke etwa an einen der gewitztesten und kenntnisreichsten Autoren des Novecento, der 1963 als kluger Theoretiker der ‚neo-avanguardia‘ berühmt und seit 1980 als noch klügerer Praktiker einer romanesken Post-Avantgarde noch berühmter wurde“ (Schulz-Buschhaus 1997: 336). Als eindrucksvoll selbstreflexives Beispiel für die zur Institution gewordene Avantgarde zitiert Schulz-Buschhaus Philippe Sollers mit einer Intervieweinlassung von 1980: „C’est devenu académique, l’avant-garde, vous comprenez. Le poète d’avant-garde est parfaiterment prévu sur l’échiquier, il n’a plus aucune fonction subversive, on lui demande de faire son petit truc [...], d’être un tout petit peu hermétique, érotique, ésotérique, mais de ne pas poser de questions gênantes. C’est pour çà que je ne suis plus d’accord avec ce concept d’avantgarde“ (zitiert nach Schulz-Buschhaus 1997: 1–17).
 
3
Man kann dieses Prinzip das ‚ökonomische‘ nennen. Im Grunde aber handelt es sich nur um die Berücksichtigung des Prinzips der Knappheit, das sich auch jenseits der Sphäre der Ökonomie findet. In der Ökonomie sensu stricto geht es um eine ganz besondere Knappheit, nämlich um die der Zahlungsmöglichkeiten (vgl. hierzu Hahn 1987). Die Zuweisung der Konkurrenz um Aufmerksamkeit in die Sphäre der Ökonomie verwendet deshalb einen metaphorischen Begriff von Wirtschaft. Dies scheint mir durchweg der Fall zu sein in dem ansonsten anregenden Werk von Georg Franck (1998). Aber die Aufmerksamkeit ist keinesfalls die ‚Währung‘ der Ökonomie. Die ‚Währung der Ökonomie‘ ist die Währung. Aufmerksamkeit z.B. auf Produkte, Angebote, Rohstoffe, spielt zwar eine große Rolle in der Wirtschaft, aber nur unter dem Aspekt, dass sie die realen Zahlungen beeinflusst, z.B. Gewinnchancen erhöht. Nur für das Subsystem Öffentlichkeit gilt, dass für sie die ‚Währung‘ Aufmerksamkeit ist. Man könnte auch sagen, hier wird Aufmerksamkeit selbstreferentiell: Alle Aufmerksamkeit richtet sich darauf, Aufmerksamkeit zu erregen. Sie ist hier nicht mehr bloß Mittel zum Zweck.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Aufmerksamkeit
verfasst von
Alois Hahn
Copyright-Jahr
2024
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-42623-1_19