Skip to main content

07.12.2023 | Mobilitätskonzepte | Infografik | Online-Artikel

Veränderter Umgang mit E-Scootern gewünscht

verfasst von: Christiane Köllner

3:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Immer mehr Fußgänger fühlen sich durch E-Scooter gestört. Zugleich häufen sich Unfälle mit den Elektrorollern. Viele Bürger fordern jetzt einen veränderten Umgang mit E-Scootern. 

Großes Ärgernis im Straßenverkehr sind E-Scooter, wie der Automobilclub ADAC in einer Umfrage zur Fußgängersicherheit, die von 2021 wiederholt wurde, ermittelt hat. Befragt wurden insgesamt mehr als 3.200 Bewohner in der jeweils größten Stadt aller 16 Bundesländer. Das Ergebnis hat sich kaum verändertet: Nur gut jeder zweite (51 %) fühlt sich sicher, größtes Ärgernis sind immer noch E-Scooter.

Demnach ist mit 55 % (2021: 48 %) größter Unsicherheitsfaktor in fast allen Städten der E-Scooter, entweder als parkendes Hindernis auf Gehwegen oder wegen rücksichtslosen Verhaltens des Fahrers. Auf Platz zwei (47 %) folgen Radfahrer, wenn sie mit zu geringem Abstand überholen oder beim Überholen nicht beziehungsweise zu spät klingeln. Platz drei (31 %) belegen andere Fußgänger, die auf ihr Handy schauen beziehungsweise nicht auf ihr Umfeld achten. Knapp dahinter (29 %) rangieren Autofahrer, die beim Abbiegen nicht auf Fußgänger achten.

Feste Abstellmöglichkeiten gefordert

Viele Bürger sehen Handlungsbedarf im Umgang mit Sharing-E-Scootern. Wie analoge und digitale E-Scooter-Umfragen der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) in Zusammenarbeit mit dem Bürger*innenbeirat Berlin-Tourismus mit mehr als 8.000 Teilnehmenden in Berlin herausgefunden hat, wünschen sich über 80 % der Befragten eine Veränderung im Umgang mit E-Scootern. Das unkontrollierte Abstellen auf Geh- und Radwegen sowie die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmenden durch E-Scooter-Fahrer wurden auch hier als größtes Ärgernis identifiziert. Vorrangig fordern die Befragten die Installation oder Ausweitung fester Abstellflächen.

Ein deutlicher Unterschied zwischen den Umfragen liegt in der Haltung zur flächendeckenden Abschaffung der E-Scooter in Berlin: Während bei der analogen Umfrage lediglich 19 % dafür sind, stimmten bei der digitalen Umfrage 58 % einer Abschaffung zu. Dieser Unterschied lässt sich teilweise auf eine bestimmte Altersgruppe zurückführen, da bei der digitalen Umfrage viele Personen teilnahmen, die das Sharing-Angebot kaum oder gar nicht nutzen und E-Scooter tendenziell kritisch sehen.

Helm rauf, vom Tempo und vom Gehweg runter

Die Nutzung von E-Scootern hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen, gestiegen ist aber auch die Zahl von Unfällen mit Beteiligung dieses Verkehrsmittels. Gleichzeitig war das Wissen über die Verletzungsmechanismen in diesem Bereich noch stark begrenzt. Ein Team des Instituts für Fahrzeugsicherheit der TU Graz hat nun anhand virtueller Menschenmodelle Unfälle mit E-Scootern untersucht und die wichtigsten Faktoren zur Prävention schwerer Verletzungen identifiziert.

Wie bei anderen einspurigen Fortbewegungsmitteln hat die Untersuchung ergeben, dass auch beim Lenken eines E-Scooters ein Helm das Risiko von Kopfverletzungen stark reduziert – in diesem Fall um bis zu 44 %. Zudem habe sich gezeugt, so die Forscher, dass ein Fahrverbot für E-Scooter auf Gehsteigen und Gehwegen sinnvoll ist. Denn die Simulationen hätten ergeben, dass Zusammenstöße mit Fußgängern häufig schwere Verletzungen zur Folge haben. Neben dem Verbot würde hier bereits eine Begrenzung der Geschwindigkeit mehr Sicherheit bringen – das gleiche gelte auch bei Alleinunfällen. So soll das Kopfverletzungsrisiko für beteiligte Fußgängerbei einer Reduktion der Kollisionsgeschwindigkeit von 25 km/h auf 15 km/h um bis zu 49 % sinken. Im Gegensatz dazu spiele bei Kollisionen mit Pkw vor allem die Geschwindigkeit des Autos eine große Rolle für die Höhe des Verletzungsrisikos, so die Forscher. Zusammenstöße mit Pkw, die mit 40 km/h unterwegs sind, könnten bereits schwere bis tödliche Kopfverletzungen bei E-Scooter-Fahrer hervorrufen.

Für die Forscher habe sich ein sehr klares Bild ergeben: "Das Tragen eines Helmes und die Reduzierung der eigenen Geschwindigkeit, besonders in der Nähe von Passanten, kann bereits viele schwere Verletzungen vermeiden. Wichtiger wäre es, dass E-Scooter das Fahrverbot auf Gehsteigen und Gehwegen einhalten. Allgemein scheinen die Risiken dieser Mobilitätsform unterschätzt zu werden, darum ist in den nächsten Jahren weiterhin eine steigende Zahl an Verletzungen zu erwarten", so Projektleiter Christoph Leo vom Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad sei man im Straßenverkehr sicherer unterwegs.

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren

    Premium Partner